Strom hin zur Sonne

(c) AP (Winfried Rothermel)
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Der Run auf die Förderungen zeigt: Kleine Kraftwerke für das Haus liegen im Trend. Welche Töpfe sich anzapfen lassen. Und ab wann sich eine Anlage für Private rechnet.

Die schlechte Nachricht zuerst: Der Fördertopf ist ausgeschöpft. Wie erwartet war die Nachfrage nach der „Klimafonds-Photovoltaik- Förderung“ (KLI.EN), die am 4. August startete, enorm („Die Presse“ berichtete). Sie richtete sich an private Haushalte, die eine netzgekoppelte Anlage anzuschaffen planen. „Allein die Steiermark und Niederösterreich hätten innerhalb der ersten acht Stunden der Aktion 50 Millionen Euro benötigt“, heißt es im Verband „Photovoltaik Austria“.

Allerdings: Es standen bloß 18 Millionen Euro zur Verfügung. 2008 waren es acht Millionen gewesen, nach ganzen 18 Minuten waren damals die Geldmittel ausgeschöpft gewesen. Auch heuer war das Kontingent rasch ausgeschöpft. Dass es etwa einen Arbeitstag lang dauerte, bis die 18 Millionen an die Konsumenten gebracht wurden, lag am Zusammenbruch des Servers, der ob des Ansturms schon am Beginn der Freischaltung des Anmeldeformulars den Geist aufgab.

1. Wer wurde gefördert? Mit welchen Summen?

Die 18 Millionen Euro wurden nach einem Verteilungsschlüssel auf die neun Bundesländer aufgeteilt. Den Vorarlbergern etwa standen 780.000 Euro zur Verfügung, Niederösterreich hatte 4,75 Millionen an Fördergeld zu vergeben. Gewährt wurde die Unterstützung den Antragstellern in Form einer Pauschale, die Höhe war abhängig davon, ob sie diese für gebäudeintegrierte Module (etwa Fassadenbedeckungen oder Sonnenschutzelemente) oder frei stehende bzw. dachparallel montierte Anlagen beantragten. Wer die Klimafondsförderung in Anspruch nehmen wollte, musste jedoch parallel eine Landesförderung beantragen. Allerdings bieten nicht alle Bundesländer eine Investitionsförderung an, die Höhe und Anforderungen sind unterschiedlich geregelt. Zudem darf der Antragsteller keine Tarifförderung gemäß Ökostromgesetz beziehen. „Ein Niederösterreicher, der eine Landes- und Klimafondsförderung ergattern konnte, erspart sich viel: etwa 14.670 Euro für eine Anlage die mit 24.450 Euro veranschlagt war“, rechnet Gerald Gruber von Ökoplan vor. Zudem kann der Betreiber dieser Anlage nach dem Ökostrommodell mit 817 Euro Stromeinnahmen rechnen.

2. Welche Fördermöglichkeiten gibt es außerdem?

Wer es heuer nicht geschafft hat, an den Fördertopf des Klimafonds heranzukommen, kann in seinem Bundesland um eine Investitionsförderung ansuchen oder eine Tarifförderung beantragen. Letztere gewährt einen erhöhten Einspeisetarif für elektrische Energie aus Fotovoltaikanlagen. Aufgrund der unsicheren Gesetzeslage – die Novellierung des Ökostromgesetzes soll demnächst erfolgen – und der unterschiedlichen Regelungen der Länder sollte das aktuelle Fördervolumen direkt bei der zuständigen Landesregierung erfragt werden. Martin Litschauer, stellvertretender Vorsitzender von Eurosolar Austria, rät, „auf jeden Fall die Größe der Anlage in Verhältnis mit dem Stromeigenverbrauch und den daraus resultierenden Überschuss zu setzen, damit sich die Anlage betriebswirtschaftlich rechnet“. In den meisten Bundesländern ist eine Doppelförderung, also Tarif- und Investitionsförderung, nicht möglich.

3. Wann lohnt es sich, eine Fotovoltaikanlage zu installieren?

Eine Faustregel: Für die „vollsolare Stromerzeugung eines durchschnittlichen Einfamilienhauses mit einer Fotovoltaikanlage benötigt man gut 40 Quadratmeter“, informiert Solarenergie Niederösterreich. Sinnvoll sei aber auch die Installation von kleineren Anlagen. Denn nur 20 Quadratmeter decken dann immerhin die Hälfte des Strombedarfs ab. Kräftig genug ist die Sonne auch in unseren Breiten: Schließlich strahlt sie an einem wolkenlosen Tag jene Energiemenge auf die Fläche Österreichs, die hierzulande in einem Jahr verbraucht wird, erklärt „Photovoltaik Austria“ anschaulich. Bei der Montage der Anlage muss auch die Ausrichtung beachtet werden: immer nach Süden und möglichst ohne Beschattung. Wie wirtschaftlich eine Anlage ist, ist von vielen Faktoren abhängig, etwa von der Sonneneinstrahlung, der Förderung, der Energiepreisentwicklung.

4. Welche Lebensdauer haben die Anlagen?

Laut der aktuellen Studie „Erneuerbare Energien in Österreich – Marktentwicklung 2008“ beträgt die zu erwartende Lebensdauer neu errichteter Anlagen über 20 Jahre. „Wer die Klimafondsförderung in Anspruch nehmen konnte, kann damit rechnen, dass sich die Anlage bereits nach zehn bis zwölf Jahren wirtschaftlich amortisiert“, informiert Gruber. Die Amortisationszeit hängt freilich mit dem jeweiligen Fördermodell eng zusammen. Bei „Photovoltaik Austria“ spricht man sogar von einer zu erwartenden Lebensdauer der Anlagen von bis zu 30 Jahren.

5. Strom: Wie viel tragen Fotovoltaikanlagen bei?

Der Geschäftsführer des Klimaund Energiefonds, Ingmar Höbarth, ist sicher, die aktuell durchgeführte Förderaktion beweise, „dass Österreich auf dem besten Wege ist, seinen Anteil an Fotovoltaikstrom von derzeit 0,04 Prozent auf das hochgesteckte Ziel von acht Prozent im Jahr 2020 zu erreichen.“ Zum Vergleich: Bayern erzeugt schon jetzt etwa zwei Prozent des jährlichen Gesamtstroms aus Fotovoltaikanlagen. „Die Fördervarianten für Fotovoltaik sind in Österreich mit Sicherheit nicht optimal, aber zumindest ein Teil des Puzzles, um erneuerbare Energie und das Interesse der Konsumenten an dieser zu steigern“, fügt Manuel Graf, Klima- und Energiesprecher für Global 2000 hinzu.

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