100.000 Teilnehmer werden bei der diesjährigen Regenbogenparade am 18. Juni erwartet. Wegen des parallel stattfindenden "Marsches für Jesus" gibt es eine Änderung.
Am 18. Juni wird es in Wien wieder bunt und laut - wenn die 21. Ausgabe der Regenbogenparade um den Ring zieht. Dies geschieht heuer nicht "andersrum", sondern in Fahrtrichtung. Anlass dafür ist der zugleich stattfindende "Marsch für Jesus", mit dem die Veranstalter nicht auf Konfrontationskurs gehen wollten. Zur Abschlusskundgebung wird dann Kanzler Christian Kern (SPÖ) als Redner erwartet.
Die Parade, bei der für gleiche Rechte für Homosexuelle und Transgender-Personen geworben wird, steht heuer unter dem Motto "Grenzen überwinden", wie der Obmann des Vereins HOSI (Homosexuelle Initiative), Christian Högl, am Donnerstag in einer Pressekonferenz erläuterte. Dabei solle nicht zuletzt die Flüchtlingsthematik thematisiert werden, wie er ankündigte. Man wolle daran erinnern, dass in vielen Ländern Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt würden.
Kompromiss mit "Marsch für Jesus"
"Die Vorbereitungen waren nicht ganz unkompliziert", berichtete Högl. Denn als man die Parade anmelden wollte, stellte man fest, dass am Ring bereits der ökumenische "Marsch für Jesus" angesetzt war. Es folgten Gespräche und eine Einigung mit den Organisatoren des kirchlichen Umzugs. Der Kompromiss sieht vor, dass in die gleiche Richtung marschiert wird. Auch geht man zeitlich versetzt. Der "Marsch für Jesus" dauert von 12.00 bis etwa 15.00 Uhr. Die Regenbogenparade folgt danach.
Die Initiatoren des Jesus-Events haben stets betont, für den Glauben zu demonstrieren und nicht "gegen etwas". Bei der dritten Kundgebung des Tages, die den Albertinaplatz gebucht hat, sieht dies schon anders aus. Denn auch heuer findet wieder ein "Marsch für die Familie" statt, der "gesellschaftliche Irrwege" anprangern will. HOSI-Chef Högl will sich von den Gegendemonstranten nicht irritieren lassen: "Das müssen wir in einer Demokratie akzeptieren."
"Regenbogenpark" im Sigmund-Freud-Park
Noch dazu seien es lediglich 50 Menschen, die gegen 100.000 Paraden-Teilnehmer auftreten würden, wie er befand. Wobei man in Sachen Kapazität inzwischen an die organisatorischen Grenzen stoße, wie Högl ausführte. 20 große Trucks und zahlreiche kleinere Wägen und Fußgruppen seien gemeldet. Auch die Route wurde geringfügig geändert. Das Rathaus wird heuer auf der Rückseite passiert. Der Schwenk über die Zweierlinie ist nötig, da man dem streng abgeriegelte EM-Public-Viewing am Rathausplatz nicht zu nahe kommen darf.
Ausgangs- und Endpunkt der Parade ist der "Regenbogenpark" im Sigmund-Freud-Park, der das Pride Village der vergangenen Jahre ersetzt. Programm wird dort bereits ab 16. Juni geboten. Für die am Paradentag um etwa 19.00 Uhr beginnende finale "Celebration" hat sich sogar der Regierungschef angekündigt, wie Högl verriet. Kern wird beim Abschlussfest auch das Wort ergreifen.
Politische Unterstützung von Vassilakou und Frauenberger
Politische Unterstützung kam bereits im Rahmen der Presse-Präsentation. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) bekräftigte dabei die Forderung nach einer völligen Gleichstellung - also etwa der Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule. Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) berichtete von Initiativen zur Bekämpfung von Diskriminierungen oder gar Übergriffen im öffentlichen Raum. Denn, so betonte sie: "Es muss in dieser Stadt egal sein, wen man liebt."
(APA)