Kleine Schulklassen machen Probleme

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Sie kosten viel und können auch Qualitätsprobleme erzeugen, sagt die OECD: Kleine Klassen und Schulen sollte man zumindest überdenken.

Zu kleine Klassen beziehungsweise Schulen stellen für den OECD-Direktor für Bildung, Andreas Schleicher, nicht nur einen hohen Kostenfaktor dar, sondern können auch zu einem Qualitätsproblem führen. "Es ist sehr schwer, an kleinen Schulen ein Umfeld zu schaffen, wo Lehrkräfte voneinander lernen und sich austauschen können", so Schleicher am Donnerstag in Wien.

Die umstrittene Klassenschülerhöchstzahl

Der entscheidende Faktor für die geringe durchschnittliche Klassengröße in Österreich sei die ländliche Struktur mit vielen kleinen Schulen, an denen oft nicht genügend Kinder für die Ausschöpfung der Schülerhöchstzahl von 25 vorhanden sind - wobei auch die Klassenschülerhöchstzahl selbst in Österreich vergleichsweise gering sei.

Natürlich böten kleine Klassen vergleichsweise günstige Arbeitsbedingungen für Lehrer wie Schüler - wenn der Preis dafür allerdings sei, dass Lehrer abseits vom eigentlichen Unterricht etwa zu Verwaltungstätigkeiten herangezogen werden, müsse man dies zumindest überdenken, meinte Schleicher. In den Niederlanden würden die Lehrer etwa besser bezahlt als in Österreich - im Vergleich sei das System aufgrund größerer Klassen aber günstiger.

"Nur sehr schwer zu verordnen"

Die betroffenen Eltern müsse man mit Qualitätsargumenten überzeugen, meinte Schleicher. "Das kann man nur sehr schwer verordnen." Vielleicht würde die Schaffung von Standards für Mindestgrößen helfen.

Positiv hob Schleicher die Bereitschaft Österreichs hervor, auch in Krisenzeiten ins Bildungssystem zu investieren - außerdem zählte er grundsätzlich Österreich "zu jenen Ländern, die sich durch ausgeprägten Reformwillen auszeichnen". Allerdings blieben noch eine Menge an Herausforderungen bestehen, allen voran die effizientere Nutzung der Ressourcen vor dem Hintergrund, dass trotz hoher Investitionen nur mittelmäßige Ergebnisse bei Vergleichstests herausschauen und ein starker Einfluss des sozioökonomischen Hintergrunds auf die Leistungen besteht. "Österreich kann und muss sich mit den leistungsfähigsten Bildungssystemen messen."

Immer wieder die Schulautonomie

Viel zu tun gebe es noch in Sachen Schulautonomie, betonte Schleicher. In anderen Staaten könnten sich Schulen etwa entscheiden, ob sie eher mehr Lehrer anstellen oder solche mit höheren Qualifikationen. Insgesamt gehe es darum, ein "gutes Maß an Balance" zwischen mehr Autonomie am Standort und einer Übernahme von Verantwortung durch das Schulsystem zu finden.

In anderen Staaten gebe es etwa Modelle mit teilweisem Mitspracherecht bei der Einstellung von Lehrern - eine begrenzte Anzahl an Pädagogen könnten die Schulen selbst aussuchen, die anderen würden von der übergeordneten Behörde gestellt.

Wichtig wäre für Schleicher auch ein Ende der Unterteilung in Bundes- und Landesschulen. Alle Lehrer sollten einen einheitlichen Arbeitgeber haben - ob das jetzt der Bund oder die Länder seien, wäre zweitrangig. Eine Trennung der Verantwortung wäre wenn dann nach Schulstufen sinnvoll und nicht nach Schultypen.

Hammerschmid betont Ganztagsschulen

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) will vor allem die Überlegungen der OECD zur Schulautonomie aufgreifen, aber auch die Empfehlung zur Professionalisierung der Schulleiter. Diese würden viel zu sehr allein gelassen und nähmen sich selbst vor allem als Verwaltungsakteure wahr. Sie müssten aber auch die Innovation im Lehrberuf und der Pädagogik in den Mittelpunkt stellen - erst dann könne sich diese auch auf den Lehrkörper übertragen.

"Hohe Priorität" will Hammerschmid der Attraktivierung der Ganztagsschule vor allem in der verschränkten Form zukommen lassen. Dieses Angebot müsse so gut sein, dass es Eltern auch gerne annehmen. Primär werde diese dort genutzt, wo beide Eltern berufstätig sind -"woran wir arbeiten müssen, ist, dass auch Familien, in denen ein Elternteil daheim ist, das auch so wahrnehmen".

Nach der Lektüre der zuletzt publizierten Berichte wie dem Nationalen Bildungsbericht oder dem OECD-Review will Hammerschmid in den nächsten Wochen "mit den Menschen reden". Nur so könne sie etwa herausfinden, ob dies vor Ort auch so gesehen werde oder die wirklichen Brennpunkte woanders liegen.

(APA)

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