Britische Pro-EU-Kampagne gerät ins Trudeln

Labour-Abgeordnete laufen zum Austrittslager über.

London. Den Anhängern eines Verbleibs Großbritanniens in der EU beginnen die Felle davonzuschwimmen. Erstmals hat am Freitag mit dem früheren Gesundheitsminister Andy Burnham ein Spitzenpolitiker der Labour Party eingeräumt, es bestehe die „sehr reale Möglichkeit“ eines Sieges der EU-Gegner in der Volksabstimmung am 23. Juni. Mit den Abgeordneten John Mann und Dennis Skinner verkündeten zudem zwei prominente Vertreter der Oppositionspartei ihre Unterstützung für den Brexit.

In einem von der „Sun“ veröffentlichten Brief begründete Mann seine Entscheidung damit, dass die EU „fundamental kaputt ist“. Er warnte ausdrücklich vor der Annahme, die Mehrheit der Labour-Anhänger würde für den Verbleib in der Union stimmen: „Es ist nicht so, dass unsere Wähler die EU-Politik nicht kennen. Wahr ist vielmehr, dass sie mit der EU-Politik grundsätzlich nicht einverstanden sind.“ Wegen der Spaltung der Konservativen gelten die Labour-Stimmen in der Volksabstimmung als entscheidend.

In einer weiteren TV-Debatte warben Donnerstagabend drei Vertreter des Ja- und drei Vertreter des Nein-Lagers um die unentschlossenen Wähler. Dabei setzte es scharfe Angriffe auf Boris Johnson, den Anführer des Brexit-Lagers. Die Labour-Abgeordnete Angela Eagle verlangte vom ehemaligen Londoner Bürgermeister: „Reißen Sie die Zahl 350 Millionen von Ihrem Kampagnenbus.“ Johnson und sein Lager behaupten, dass Großbritannien in der Woche 350 Millionen Pfund in die EU einzahlt. Der wahre Nettobetrag beträgt etwa 120 Millionen Pfund. (gar)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2016)

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