David Alaba und Marko Arnautović werden von den Fans des Nationalteams angehimmelt. Ihre Entwicklungen sind jedoch völlig konträrer Natur.
Pressetermine mit Marko Arnautović sind ein Garant für beste Unterhaltung. Gesellt sich auf dem Podium auch noch David Alaba dazu – so geschehen Samstagmittag in Mallemort –, dann erinnert die Szenerie ein klein wenig an die „Muppet Show“. Arnautović und Alaba nehmen dabei die Rollen von Waldorf und Statler ein. Es wird gescherzt, gelacht, gern sarkastisch kommentiert. Immer wieder tauschen die beiden Blicke aus, häufig begleitet von einem breiten Grinsen.
Arnautović und Alaba harmonieren nicht nur auf dem Platz. Ein gemeinsamer Medienauftritt gleicht einem Kabarett, es ist Kleinkunst. „Ich kann mir schon vorstellen, dass wir bei den jungen Leuten gut ankommen“, sagt Alaba. Und wieder war es kurz da, das spitzbübische Lächeln. Es ist mittlerweile so etwas wie das Markenzeichen des 23-Jährigen, der damit Sympathie und Offenheit vermittelt.
Mitunter deshalb genießt Alaba seit jeher das Image des netten Jungen von nebenan, die Erfolge mit den Münchner Bayern waren ebenso förderlich. Dabei ist der Sohn einer Philippinerin und eines Nigerianers gewiss kein Kind von Traurigkeit. Franck Ribéry hatte an der Säbener Straße nicht nur fußballerisch Einfluss auf ihn genommen – der Franzose war einem gelegentlichen abendlichen Ausflug noch nie abgeneigt.
Von Skandalen ist im Zusammenhang mit Alaba trotzdem nie die Rede. Die Nachtaktivität im Kreis einiger Kollegen nach dem 2:2 in der Champions League gegen Juventus in Turin war rasch wieder in Vergessenheit geraten. Der Wiener gilt als Musterschüler, bislang wurde er noch von jedem seiner Trainer mit Lob überschüttet. Pep Guardiola bezeichnete ihn vergangenen Herbst sogar als „Gott“.
Good Boy, Bad Boy. Marko Arnautović wurde noch nie als Gott bezeichnet. Er bekam dafür schon ganz anderes zu hören, was seinen zahllosen Eskapaden in der Vergangenheit geschuldet war. Ein Auszug aus dem Strafregister: nächtliche Ausflüge samt Suspendierung, ein geliehener und letztlich gestohlener Bentley von Teamkollegen Samuel Eto'o, verbale Fehltritte gegenüber der Polizei („Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen“) etc. Arnautović verkörperte lange Zeit den Unbelehrbaren, den Bad Boy, also das Gegenstück zu Alaba. Erst der Wechsel nach England und die Rolle als Familienvater brachten ihn auf vernünftigere Gedanken. „Mit positiven Schlagzeilen lebt es sich leichter“, sagt der 27-Jährige. „Mein voller Fokus liegt jetzt auf Fußball.“
Arnautović und Alaba spielen sich nicht nur gern den Ball zu, sie pflegen auch privat einen regen Austausch. Das muss wohl so sein, wenn man sich gegenseitig als „Bruder“ bezeichnet. Gemeinsam mit Aleksandar Dragović pflegen sie sogar so etwas wie eine eigene Sprache. Arnautović sieht sich selbst als überragender Vater, Alaba ist ein überragender DJ – und Dragović ein überragender Innenverteidiger. Alles überragend also.
Trauer im ÖFB-Team. Der Vater von György Garics ist am Freitag nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren in Szombathely verstorben. Das berichteten ungarische Medien, die daran erinnerten, dass György Garics senior ein namhafter Fußballer (Szombathely) war, und dessen Leistungen würdigten. Laut ÖFB-Mediendirektor Wolfgang Gramann bleibt der gebürtige Ungar Garics im Quartier der Österreicher in Mallemort.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2016)