Die Diskriminierung sexueller Minderheiten in Polen nimmt zu. Die Gay Pride unter dem Motto "Gleiche Rechte - Gemeinsame Sache" sollte ein Zeichen dagegen sein.
Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in Warschau für die Gleichstellung von Homosexuellen demonstriert. Nach Angaben der Organisationen kamen rund 30.000 Teilnehmer zu dem Marsch durch die polnische Hauptstadt, die Polizei veröffentlichte keine Zahlen. Die 16. Gay Pride in Warschau stand unter dem Motto "Gleiche Rechte - Gemeinsame Sache".
Mit Regenbogenfahnen forderten sie vor dem Warschauer Kulturpalast unter anderem Heirats-und Adoptionsmöglichkeiten für Angehörige sexueller Minderheiten. Der Umzug verlief nach Angaben der Polizei friedlich. Seit dem Wahlsieg der rechtskonservativen polnischen Regierung beklagen Menschenrechtsgruppen einen Anstieg der Gewalt gegen Homosexuelle. Bereits mehrmals wurden die Fensterscheiben Interessensvertretung der LGBT-Gemeinschaft in Warschau zertrümmert.
Outing-Appell
Kurz vor Beginn der "Gleichheitsparade" riefen mehr als 100 bekannte polnische Homosexuelle Schwule und Lesben auf, sich zu outen. "Indem ihr euch versteckt, gebt ihr zu, dass homosexuell zu sein auch heißt, ein Mensch zweiter Klasse zu sein", hieß es in dem öffentlichen Appell. "Man kann niemandem Rechte zugestehen, der sich versteckt, der sein Gesicht verbirgt. Darum bitten wir euch sehr: Kommt heraus!"
Zu den Unterzeichnern des Appells gehören Robert Biedron, der Bürgermeister der Stadt Slupsk, lange Jahre einziger offen schwuler Politiker Polens, Krzysztof Charamsa, ehemaliger polnischer Geistlicher im Vatikan, die transsexuelle ehemalige Parlamentarierin Anna Grodzka sowie Regisseure, Schauspieler, Autoren und Wissenschafter.
(APA/dpa/AFP)