Polizei verteidigt Erstürmung von "Pulse", Attentäter sprach von Sprengstoff

Die Polizei sprengte ein Loch in die Wand des Klubs.
Die Polizei sprengte ein Loch in die Wand des Klubs.(c) REUTERS (JIM YOUNG)
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Die Polizei erläutert, weshalb sie schließlich ein Loch in die Wand des Klubs in Orlando sprengte. Die Stadt Orlando veröffentlicht die Namen der Opfer.

Etwa 300 Menschen feierten im beliebten Klub "Pulse", als ein Mann das Feuer eröffnete. Der Nachtklub ist ein international bekanntes Aushängeschild der Bewegung für die Freiheit von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Neigungen. Die Polizei von Orlando gibt auf ihrer Website die Namen jener Opfer bekannt, die mittlerweile identifiziert werden konnten und deren Angehörige bereits verständigt wurden. 48 der 49 Opfer seien bereits identifiziert hieß es bei einer Pressekonferenz Montagfrüh Ortszeit in Orlando - ingesamt gab es 50 Tote, der Attentäter wird aber explizit nicht als Opfer geführt. 24 Namen waren um 13.30 Uhr unserer Zeit dort veröffentlicht. Es sind großteils Menschen in ihren 20ern und 30ern.

Die Polizei von Orlando hat ihr Vorgehen gegen den Angreifer verteidigt. Der Täter, der zu dem Zeitpunkt mit Dutzenden Geiseln in dem Nachtklub verschanzt gewesen sei, habe bei seinen Telefonkontakten über "Sprengstoffwesten, über Sprengstoff" gesprochen, daraufhin hätten er und seine Kollegen befürchtet, dass der Tod weiterer Menschen "unmittelbar bevorstand", sagte Orlandos Polizeichef John Mina am Montag .

"Wir wussten, dass wir das Richtige tun und glauben, dass wir viele, viele Menschenleben gerettet haben", betonte Mina. Auf seine Entscheidung hin sprengten die Polizisten ein Loch in eine Wand, das sie mit Hilfe eines gepanzerten Fahrzeugs vergrößerten, um sich Zugang zu dem Klub zu verschaffen.

Opfer identifizieren

CNN berichtet, dass am Tatort immer wieder die Handys in den Taschen der Opfer läuten. Angehörige versuchen verzweifelt, ihre Liebsten zu erreichen. Doch die Ermittler müssen die Telefone klingeln lassen, solange die Spurensicherung noch arbeitet. Die Stadt Orlando schreibt auf ihrer Website: "Unsere Stadt arbeitet unermüdlich daran, so viel Information wie möglich an die Familien weiterzugeben, damit sie mit dem Trauerprozess beginnen können."

"Bin im Klub, sie schießen"

Auch Eddie Justice war im "Pulse". Der 30-Jährige flüchtete mit vielen anderen vor dem Attentäter in die Damentoilette. Er schreibt seiner Mutter SMS. "Mommy I love you" zuerst. Dann: "Bin im Klub, sie schießen". Seine Mutter Mina Justice zeigte den SMS-Verlauf dem TV-Sender WTSP - zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch Hoffnung, ihr Sohn könnte überlebt haben. Mittlerweile ist es traurige Gewissheit: Eddie Justice ist tot, erschossen vom Attentäter. "Er ist hier bei uns in den Toiletten", schreibt der Sohn seiner Mutter um 2:49 Uhr. Sie fragt ihn. "Ist er bei dir in den Toiletten?", es folgt die letzte SMS ihres Sohnes: "Ja".

Luis Vielma
Luis Vielma (c) REUTERS (HANDOUT)

Auch Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling kannte eines der Opfer von Orlando. Luis Vielma war 22 Jahre alt und arbeitete bei Universal mit Rowling zusammen. "Ich kann nicht aufhören zu weinen", schreibt die Autorin auf Twitter.

Luis Omar Ocasio-Capo ist mit 20 Jahren das jüngste bis jetzt identifizierte Opfer des Attentats. Er war Tänzer und Barista, schreibt ein lokaler Blog über Ocasio-Capo.

Die identifizierten Opfer

Edward Sotomayor Jr., 34
Stanley Almodovar III, 23
Luis Omar Ocasio-Capo, 20
Juan Ramon Guerrero, 22
Eric Ivan Ortiz-Rivera, 36
Peter O. Gonzalez-Cruz, 22
Luis S. Vielma, 22
Kimberly Morris, 37
Eddie Jamoldroy Justice, 30
Darryl Roman Burt II, 29
Deonka Deidra Drayton, 32
Alejandro Barrios Martinez, 21
Anthony Luis Laureanodisla, 25
Jean Carlos Mendez Perez, 35
Franky Jimmy Dejesus Velazquez, 50
Amanda Alvear, 25
Martin Benitez Torres, 33
Luis Daniel Wilson-Leon, 37
Mercedez Marisol Flores, 26
Xavier Emmanuel Serrano Rosado, 35
Gilberto Ramon Silva Menendez, 25

"Pulse"-Gründerin im Einsatz gegen Aids

Im Internet präsentiert sich der Klub als ein "Universum der Unterhaltung und des Phantasmas", als "der heißeste Klub Orlandos". "Pulse" unterstützt die Sache der Lesben, Homosexuellen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI). Das "Pulse" wurde 2004 von Barbara Poma mitbegründet, die aus einer italo-amerikanischen Familie stammt und nach Angaben auf der Homepage des Klubs im Jahr 1991 ihren Bruder John verlor, der an den Folgen einer Aids-Erkrankung starb. Poma zog daraus die Konsequenz, sich für die Sache der Menschen unterschiedlichster sexueller Neigungen einzusetzen und dazu beizutragen, dass das Aids-erregende HI-Virus gestoppt wird.

Die Szene ist international vernetzt. Das "Pulse" wirbt schon jetzt für die nächsten "Gay Games", die im August 2018 in Paris stattfinden sollen und für die sich auch die Stadt Orlando beworben hatte. Rückenwind erhielt die LGBTI-Bewerbung unter US-Präsident Barack Obama. Homo-Ehen sind seit 2015 in den USA überall zulässig. Der Oberste Gerichtshof entschied damals, die Eheschließung von Homosexuellen dürfe auf der Ebene der Bundesstaaten nicht verhindert werden und alle Bundesstaaten müssten die in anderen Bundesstaaten geschlossenen Ehen von Schwulen und Lesben anerkennen.

(Red.)

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