Die Behörden fahnden mit Hochdruck nach den Tätern der Anschläge auf der Ferieninsel. Trotz der Bombenexplosionen ist die Lage auf Mallorca derzeit ruhig. Hoteliers befürchten dennoch Verluste.
Palma/Madrid. „Die Absicht der ETA-Separatisten war es, Panik zu säen", kommentiert die Inselzeitung „Diario de Mallorca". Von Panik ist am Tag nach der neuen Bombenserie auf der Ferieninsel Mallorca zwar nichts zu spüren. Von der Sorge, dass es weitere Anschläge der baskischen Terrororganisation ETA geben könnte, hingegen schon. Vor allem bei der Polizei, die mit Hochdruck nach den Tätern fahndet. Und den Hoteliers der Insel, welche durch die nicht endenden Terrornachrichten empsfindliche Verluste befürchten.
Die Verwirrung durch die neuerliche Bombenserie war groß, die telefonische Warnung der ETA war ohne genaue Ortsangaben erfolgt. Das war offenbar Teil der Terrortaktik sowie der ETA-Strategie, Angst und Schrecken zu verbreiten.
Polizei blamiert
Angesichts der geringen Sprengkraft der Bomben ging es der Bande ganz offenbar nicht darum, Touristen zu töten. Oder großen Sachschaden zu verursachen. Sondern die Terroristen wollten vor allem einen großen Propagandaschlag landen.
Ganz nebenbei gelang es der Terrorbewegung aus dem nordspanischen Baskenland, die Polizei an der Nase herumzuführen. Und zu beweisen, dass die schon oft totgesagte ETA alles andere als erledigt ist. Mallorca gleicht bereits seit Ende Juli, als ein Kommando im Badeort Palmanova zwei Polizisten getötet hat, einer Festung.
Einen Tag nach dem neuen Bombenschock wusste die Polizei nur eines mit ziemlicher Gewissheit: Zu dem ETA-Terrorkommando, das auf Mallorca sein Unwesen treibt, gehört wenigstens eine Frau. Denn die drei Minisprengsätze von Sonntagnachmittag waren auf den Damentoiletten versteckt. Mit Zeitzünder und unter der Deckenverkleidung verborgen. Woraus sich schließen lässt, dass die Bomben schon vor längerer Zeit platziert wurden. Eine vierte Bombe war so gut getarnt, dass die Polizei bis gestern glaubte, es handle sich um eine Gasexplosion.
Möglicherweise wurden alle Bomben von jenem Mordkommando gelegt, das in Palmanova zugeschlagen hatte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2009)