Erstmals Matura auf Chinesisch

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Bei der diesjährigen mündlichen Matura treten zum ersten Mal auch Schüler im Fach Chinesisch an. Eine Herausforderung für die zehn Vorreiter.

Wien. Der heurige Maturajahrgang an den Gymnasien könnte in die Schulgeschichtsbücher eingehen: Nein, ausnahmsweise hat das nichts mit der Zentralmatura zu tun, sondern mit einer anderen Premiere. Erstmals gab es bei der laufenden mündlichen Matura Chinesisch-Maturanten.

Zehn Schüler von unterschiedlichen Schulen haben heuer in Chinesisch maturiert bzw. stehen kurz vor ihrer Prüfung. In den Jahren zuvor war das nicht möglich. Chinesisch war nicht maturabel. Fachkoordinatorin Xiaoyan Wang, die alle Maturanten selbst unterrichtet hat, ist mit dem Verlauf der mündlichen Matura bislang höchst zufrieden: „Die Schüler waren sehr, sehr fleißig“, lobt die aus China stammende AHS-Lehrerin.

Nach mehrjährigem Unterricht – sechs Wochenstunden braucht man insgesamt mindestens – maturieren die meisten Schüler auf dem Sprachniveau A2 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens. Es ist die zweite Stufe auf der sechsteiligen Skala. „Die Schüler verstehen umgangsprachlich fast alles“, sagt Wang.

Chinesisch wird beliebter

Wang unterrichtet am Akademischen Gymnasium in Wien – aber nicht nur Schüler dieser, sondern auch vier anderer Wiener Schulen. Die Schüler pendeln durch die Stadt, um Chinesisch als Frei- oder Wahlpflichtfach zu besuchen. Die Sprache wird immer beliebter. Begonnen hat Wang vor fünf Jahren mit 13 Schülern. Heuer waren es schon 74. Ein Teil der Schüler hat chinesische Wurzeln, aber lang nicht alle.

Die Sprache sei laut Wang deshalb attraktiv, weil „so viele Menschen Chinesisch sprechen“, weil Chinas Kultur fasziniere und die Wirtschaft des Landes immer wichtiger werde. „Es sind vor allem auch viele Eltern, die sich für das Angebot interessieren“, sagt die Lehrerin.

Johannes Lang, ein Schüler der Neulandschule Grinzing, war nun der Allererste, der im Fach Chinesisch maturierte. Vier Jahre lang hat er die Sprache gelernt. „Eine große Herausforderung“ sei das gewesen, „manchmal sogar frustrierend“, sagt Lang. Drei- bis fünfmal schwerer als Italienisch oder Französisch sei Chinesisch: Die Schriftzeichen seien kompliziert, die Wörter ungewohnt und die von der Betonung abhängige Bedeutung eine Herausforderung. Deshalb müsse man für Chinesisch auch mehr lernen als für andere Fächer – und das sagt Lang als Vorzugsschüler.

Er ist jedenfalls überaus froh, sich für Chinesisch als Wahlpflichtfach entschieden zu haben: Nicht nur, weil ihn die Schulsprachreise nach China brachte und „die Tür in eine neue Welt öffnete“, sondern auch weil es „ein riesengroßer Vorteil in der Arbeitswelt ist“. (j. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2016)

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