Statt Milka-Haselnuss eine Hazelnut Cannabis

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Vereinigten Staaten entdecken essbare Haschischprodukte – für alle Nichtraucher, die gern high sein wollen.

Es war vor einigen Jahren bei einem Hüttenfest der Trachtenkapelle von Kals im Osttirol. Ein Mitglied überraschte seine Kollegen mit einem Kuchen, den er heimlich mit einer ordentlichen Portion Haschisch verfeinert hatte. Als die Musiker reihenweise im Drogenrausch durch die Almhütte torkelten, rief der ahnungslose Wirt in Panik die Rettung. Erst da gestand der Hobbybäcker die Zutat (er ist mittlerweile übrigens nicht mehr Mitglied der Kapelle).

Wer sich in den USA dagegen eine Schokolade der Firma Chalice Farms kauft, der weiß ganz genau, was auf ihn zukommt: „Cannabis Infused Milk Chocolate“ steht auf der Verpackung. Die Schokolade gibt es in den Geschmacksrichtungen Hazelnut, Mocha, Mango Peach oder auch Blood Orange, und sie ist der jüngste Hit eines wachsenden Industriezweigs: sogenannte Edibles – Lebensmittel, die mit dem Cannabis-Wirkstoff THC versetzt sind.

Der Hintergrund der Haschischlebensmittel hat ausgerechnet mit dem Gesundheitsbewusstsein der US-Amerikaner zu tun. Die meisten rauchen nämlich nicht, wollen aber dennoch nicht auf den Effekt von Cannabis verzichten, dessen Konsum in mehreren US-Bundesstaaten mittlerweile legal ist (darunter Alaska, Washington und Colorado). Die Branche hat die Lücke entdeckt und bietet nicht nur Schokolade, sondern auch Brownies, Kekse und Gummibärchen, die mit der Droge angereichert sind.

Im vergangenen Jahr wurde laut Analysehaus Arcview Market Research in den USA ein Umsatz von 5,4 Milliarden Dollar mit legalen Marihuana-Produkten gemacht. 2020 könnten es bereits 22,8 Milliarden Dollar sein, etwa die Hälfte davon werden Edibles ausmachen, schätzt die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

„In zehn Jahren wird man in ein einschlägiges Geschäft gehen und ein paar vorgerollte Joints in der Ecke finden, der Rest aber werden alles Nichtraucherprodukte sein“, glaubt Adam Bierman, Geschäftsführer der kalifornischen Unternehmensberatung und Investmentgesellschaft Medmen. Er sieht einen enormen Markt für berauschende Nahrungsmittel.

Noch haben die Konsumenten freilich mit der Dosierung zu kämpfen. „Man sollte mit fünf Milligramm THC beginnen“, rät David McNicoll, Hersteller von Dave's Space Cakes. Eine ganze Tafel Schokolade von Chalize Farms zu essen ist demnach nicht nur schlecht für die Linie, sondern auch für den Geisteszustand: Sie enthält beachtliche 100 Milligramm THC.

E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2016)

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