Mariahilfer Straße: Neues Publikum, weniger Kaufkraft, viele Ketten

Mariahilfer Straße
Mariahilfer Straße(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die größte Einkaufsstraße Österreichs hat sich gewandelt: Umsatzrückgänge von bis zu 30 Prozent. Statt kleiner Betriebe ziehen große Ketten ein – etwa in das einstige Haus der Wien Energie.

Wien. Fast ein Jahr ist vergangen, seit die Mariahilfer Straße im August 2015 als (weitgehend) autofreie Fußgänger- und Begegnungszone eröffnet wurde. Die Händler, die großteils gegen die Neugestaltung der Einkaufsstraße waren, klagten damals – vor allem wegen der seither sehr eingeschränkten Möglichkeiten, mit dem Auto zum Einkaufen zu kommen.

Und sie klagen noch heute. Zwar gebe es wieder eine hohe Besucherfrequenz, mancher Stammkunde sei zurückgekehrt. Allerdings nicht alle. „Die Kundschaft hat sich komplett verändert“, sagt Erwin Pellet, Repräsentant der Wiener Einkaufsstraßen. „Die Händler vermelden Umsatzrückgänge von 30 Prozent“, da die Kundschaft weniger kaufkräftig oder -freudig sei. „Man muss sich nur anschauen, wie wenige Menschen mit Einkaufssackerl unterwegs sind.“ Gut angenommen werden hingegen die vielen Gastgärten – die seit der Neugestaltung auf mehr als 30 angewachsen sind.

Pellet befürchtet, dass Händler abwandern – so wie kürzlich der Möbelhersteller Joka, der auf den Stubenring gezogen ist.

Generali Center früher fertig

Das österreichische Unternehmen ist nicht das einzige, das hier großen, internationalen Ketten Platz macht. Auch beim Generali Center dürften eher große Ketten einziehen. Derzeit wird noch umgebaut, wer genau einziehen wird, will der Eigentümer Redevco noch nicht verraten. Da aber weniger Mieter größere Flächen erhalten sollen, sind Filialen größerer Ketten naheliegend. Das Einkaufszentrum soll früher als geplant, also noch heuer, unter neuem Namen eröffnen.

Ebenfalls umgebaut wird auf der Mariahilfer Straße 71. Dort ist vor mittlerweile knapp zweieinhalb Jahren das Geschirrgeschäft Slama ausgezogen. Man sei derzeit mit Mietern in Verhandlungen, heißt es aus der Wiener Ärztekammer, der das Haus gehört. Unterdessen laufen größere Umbauarbeiten: Die Fassade wird erneuert, das Gebäude entkernt und auch der Innenhof zu Geschäftsflächen adaptiert. Hier werden also gleichfalls keine kleinen Traditionsbetriebe einziehen.

Ebenso wie im ehemaligen Haus der Wien Energie, die hier 17 Jahre beheimatet war. Im Sommer wird die die Kleidermarke Pull & Bear – die wie Zara zum spanischen Intidex-Konzern gehört – eröffnen. (mpm, ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2016)

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