Grazer gedenken der Opfer der Amokfahrt

Trauer in Graz nach der Amokfahrt am 20. Juni 2015
Trauer in Graz nach der Amokfahrt am 20. Juni 2015(c) APA (ERWIN SCHERIAU)
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Bei der Amokfahrt vor einem Jahr wurden drei Menschen getötet und 36 Passanten teils schwer verletzt.

Mit einem Gottesdienst in der Grazer Stadtpfarrkirche wurde am Sonntagvormittag der Opfer der Amokfahrt am 20. Juni 2015 in Graz gedacht. Bei der Amokfahrt wurden drei Menschen getötet, 36 Passanten von dem Fahrzeug erfasst und teils schwer verletzt. Im Gedenken an das Ereignis sind auf Einladung von Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz am Sonntag mehrere hundert Menschen in die Kirche gekommen.

Die Amokfahrt am Samstag, den 20. Juni 2015, durch mehrere Straßen der Grazer Innenstadt hat nur wenige Minuten gedauert. Am Ende waren drei Menschen tot: Ein vierjähriger Bub verlor unmittelbar vor der Stadtpfarrkirche sein Leben, weniger als 50 Meter entfernt eine 53-jährige Grazerin. Etliche weitere waren gefährdet und konnten sich teilweise nur durch Sprünge zur Seite retten.

Nur die Liebe hat die Macht

In der am Sonntag gut gefüllten katholischen Kirche "Zum Heiligen Blut" in der Grazer Herrengasse kamen Bewohner, aber auch einige politische Vertreter v.a. der Stadt Graz zusammen, um gemeinsam der Opfer zu gedenken. Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz hat den vormittäglichen Gottesdienst zelebriert. "Viele sind heute noch körperlich und seelisch verletzt und werden es noch lange bleiben", hob Leibnitz anfangs hervor. Viele quäle die Frage "Warum ist es passiert, warum hat es mich getroffen", wichtiger sei jedoch die Frage "Woher bekommen wir Trost und was lässt uns nicht ins Bodenlose versinken", so der Stadtpfarrpropst.

In seiner Predigt appellierte Leibnitz an die Zuhörer, den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu stärken: "Es geht darum, gegen alle Ausgrenzung, Gegnerschaft und Feindschaft aufzutreten. Gegen Hetze, Tod, Vernichtung und Terror hat nur die Macht der Liebe eine Chance", gab Leibnitz den Gekommenen mit auf den Weg.

"Die ganze Welt steht Kopf"

Dabei war auch Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), der vor einem Jahr Augenzeuge der Amokfahrt gewesen war und sich selbst nur in letzter Sekunde in Sicherheit bringen konnte. "Nicht nur hier hat pure Gewalt geherrscht - die ganze Welt scheint auf den Kopf zu stehen. Denken sie nur an das Attentat auf die britische Politikerin. Wir müssen sehen, wie wir die Aggression herausbringen. Das hat sehr viel auch mit Sprache, Medien und dem Internet zu tun", sagte Nagl nach der Messe gegenüber der APA.

An der Gedenkmesse haben weiters u.a. Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und Bildungs- und Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) teilgenommen. Für den frühen Sonntagabend (18.15 Uhr) war eine weitere Gedenkmesse in der Stadtpfarrkirche anberaumt, zu der auch der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) angekündigt war.

In der Kirche waren etliche Gedenklichter angezündet worden, in der Herrengasse selbst waren Sonntagvormittag noch keine Zeichen des Gedenkens zu sehen. Am eigentlichen Jahrestag, Montag, dem 20. Juni, wird es im Rathaus eine geschlossene Trauerveranstaltung für Opfer und Angehörige geben. Im GrazMuseum liegen an dem Tag die Kondolenzbücher von 2015 auf.

(APA)

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