"Arctic Sea": Versicherung erhielt Lösegeldforderung

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FILE RUSSIA ARCTIC SEA SHIP(c) EPA (Sovfracht/ho)
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Anfang August forderte ein Unbekannter eine Million Euro. Er drohte, die Besatzung des mysteriös verschwundenen und mittlerweile wieder aufgetauchten Frachters zu erschießen und das Schiff zu versenken.

Eine russische Versicherung hat Anfang des Monats eine Lösegeldforderung für den unter mysteriösen Umständen verschwundenen und nun wieder aufgetauchten Frachter "Arctic Sea" erhalten. Ein Anrufer habe 1,5 Millionen Dollar (1,064 Millionen. Euro) gefordert, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag unter Berufung auf das Versicherungsunternehmen Renaissance Strachowanie.

Der Anrufer habe damit gedroht, die Besatzung der "Arctic Sea" zu erschießen und den Frachter zu versenken. Finnische Ermittler hatten bereits am Wochenende mitgeteilt, dass eine Lösegeldforderung gestellt worden sei. Es war aber unklar, an wen sich diese richtete.

Bisher gibt es keine Informationen darüber, was aus der Ladung des Frachters - offiziell Bauholz im Wert von 1,3 Millionen Euro - geworden ist.

Mutmaßliche Piraten aus dem Baltikum

Das Schiff war nach russischer Darstellung Opfer eines Piratenangriffs. Die Marine hat nach eigenen Angaben acht Männer verhaftet, denen sie die Entführung des vermissten Frachters vorwirft.

Alle acht mutmaßlichen Piraten sürften aus dem Baltikum stammen. Nach Angaben der baltischen Nachrichtenagentur BNS befinden sich darunter sechs Personen mit "Anbindung zu Estland" - estnische Staatsbürger und in Estland lebende russische Staatsbürger und Staatenlose. Der lettische Ministerpräsident Valdis Dombrovksis sagte am Mittwoch, es gebe keine Beweis, dass lettische Staatsbrüger unter den Verdächtigen seien.

Die Moskauer Behörden hatten am Dienstag behauptet, sie hätten vier Esten, zwei Russen und zwei Letten festgenommen.

Seit 24. Juli in Gewalt der Entführer

Offenbar hatten die Entführer das Schiff bereits am 24. Juli in der Ostsee in ihre Gewalt gebracht. Sie sollen sich in einem Schlauchboot dem Frachter genähert und unter dem Vorwand, in Seenot zu sein, die "Arctic Sea"-Besatzung um Hilfe gebeten haben.

Der Angriff war bereits bekannt, bisher war aber davon ausgegangen worden, dass die Seeräuber das Schiff nach zwölf Stunden wieder verlassen hätten. Nach dem Überfall sind alle Navigationsgeräte und die Bordtechnik abgestellt worden. Damit erklärt sich der fehlende Funkkontakt und das wochenlange Rätselraten um den Verbleib des Schiffs.

Das verschollene Schiff einer finnischen Reederei war am Montag vor der Küste der Kapverden im Atlantik gefunden worden (mehr: Chronologie eines Verschwindens). Die Schwarzmeerflotte befreite die 15 russischen Seeleute am Montag. Das russische Schiff "Ladny" nahm die Männer an Bord. Sie würden befragt, um herauszufinden, was in den vergangenen zwei Wochen tatsächlich passiert ist (mehr: Was geschah an Bord der "Arctic Sea").

(APA/Red.)

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