Die Arabische Kultusgemeinde hat seine Wahl gesetzeswidrig genannt.
Wien. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) wollte am Montag Vorwürfe der Arabischen Kultusgemeinde nicht kommentieren, wonach die am Sonntag erfolgte Wahl des neuen Präsidenten, Ibrahim Olgun, „undemokratisch und gesetzeswidrig“ sei. Der Vorsitzende der Kultusgemeinde und Mitglied des Schurarats der IGGiÖ, Hassan Mousa, hatte noch am Sonntagabend angekündigt, die Wahl beim Bundeskanzleramt als oberster Behörde anzufechten, weil die Bestellung Olguns als Mitglied des mächtigen türkischen Verbandes Atib ein „Diktat der Türkei“ sei und zu einem Ungleichgewicht zugunsten der türkischen Gemeinde in der Glaubensgemeinschaft führe. Olgun weise zudem mit seinen 28 Jahren nicht das in der Verfassung festgelegte Mindestalter von 35 Jahren für das Amt des Präsidenten auf.
Begrüßt wurde Olguns Wahl am Montag vom bekannten islamischen Religionspädagogen Mouhanad Khorchide. Olgun bringe „neue, aber notwendige Kompetenzen mit sich, die die Weiterentwicklung der IGGiÖ fördern könnten“, sagt der an der Universität Münster lehrende Theologe in einer Stellungnahme gegenüber „Kathpress“. Was das Naheverhältnis Olguns zu Atib angeht, meint Khorchide, dass es nun an ihm selbst liege, „zu zeigen, dass diese Sorgen unberechtigt sind und er sich ausschließlich als Vertreter der Interessen der Muslime in Österreich sieht“. Er solle sich „keineswegs von der in jüngster Zeit irritierenden Politik Erdoğans beeinflussen lassen“. Denn: „Wir benötigen dringend muslimische Vertreter, die bemüht sind, den Islam in Europa als selbstständigen Teil Europas zu etablieren.“ (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2016)