Amerikas Laufikone Michael Johnson lobt Sprintwunder Usain Bolt in den höchsten Tönen. "Eine unglaubliche Zeit, eine unglaubliche Leistung", war die Laufikone mit Bolts Halbfinalauftritt über 200 Meter sichtlich zufrieden.
BERLIN (ag/mal). Eigentlich dürfte ja Michael Johnson auf Usain Bolt nicht gut zu sprechen sein. Ohne jeglichen Respekt hat der 22-jährige Jamaikaner vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking Johnsons Weltrekord über 200 Meter in 19,30 Sekunden geknackt. Johnson, der für die BBC das Rennen kommentierte, musste im Pekinger Vogelnest zusehen, wie Bolt seine Fabelzeit von 19,32 Sekunden um zwei Hundertstel unterbot. Dabei hätte jene Zeit, die Johnson 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta aufgestellt hat, ewig halten sollen.
Johnson ist nicht nachtragend. Mit vier Olympiasiegen und neun Weltmeistertiteln gehört der US-Amerikaner zu den erfolgreichsten Leichtathleten der Geschichte. In seinen TV-Analysen lobt Johnson Bolt auch in Berlin in den höchsten Tönen und verleiht ihm damit den sportlichen Ritterschlag.
„Eine unglaubliche Zeit, eine unglaubliche Leistung“, war die Laufikone mit Bolts Halbfinalauftritt über 200 Meter sichtlich zufrieden. Vor allem der Start hat es ihm angetan. „1,96 Meter große Typen sind eigentlich nicht in der Lage, so ausgezeichnet zu starten.“ Im Vergleich zum 100er-Finale hätte sich der Jamaikaner „ungeheuer“ gesteigert.
Magere Zeiten sieht Johnson für Bolts Konkurrenten hereinbrechen, denn seiner Ansicht nach ist der Sprintstar unbezwingbar. „Nur eine Verletzung kann Bolt stoppen, er kann sich höchstens selbst schlagen.“ Den Grund für die Dominanz des dreifachen Olympiasiegers ortet Johnson in Bolts Dynamik. „Er ist so flink, weil er aus seinen Schritten mehr Distanz herausholen kann, da kann keiner mithalten.“
Und er weiß, wovon er spricht. Auch Johnson hatte einen ungewöhnlichen Laufstil als Markenzeichen: Sein aufrechter Oberkörper wirkte, als hätte er einen Stock verschluckt. Seine hohe Schrittfrequenz hatte Ähnlichkeiten mit einer Nähmaschine. Und sein Kopf lag stets auf seiner Schulter.
Mayer im Glück
Grund für ausschweifendes Lob gibt es im ÖLV-Lager hingegen wenig. Nach dem 30. Rang von Speerwerferin Elisabeth Pauer, Platz 58 von Sprinter Ryan Moseley und der Aufgabe von Zehnkämpfer Roland Schwarzl kann sich nur Diskuswerfer Gerhard Mayer als Achter über einen Top-ten-Platz freuen. Seine Bestweite beim WM-Debüt lag bei 63,17 Metern. „Es war der beste Wurf der ganzen Saison“, schwärmt der Heeressportler vom Wurf, der ihn in die Top 8 der Welt katapultierte.
Zehnkampf, n. 7 Disziplinen: 1. Hardee (USA) 6334 2. Kasjanow (UKR) 6275 3. Pogorelow (RUS) 6163.
Stabhoch, (Quali): Straub (D), Lavillenie (F), Hooker (AUS) je 5,65 m.
800 m (Vorlauf): 1. Reed (CAN) 1:45,76 2. Borsakowski (RUS) 1:45,86 3. Kivuva (KEN) 1:46,17.
ZUR PERSON
■Usain Bolt (* am 21. August 1986 in Trelawny, Jamaika) hat mit seiner Größe von 1,96 Metern die gedrungenen Kraftpakete abgelöst und in den Sprint-Disziplinen für eine Revolution gesorgt.
■Bei der WM in Berlin holte er in Weltrekordzeit (9,58 Sekunden) Gold über 100 Meter. 2008 gewann er dreimal olympisches Gold (100, 200, 4x100 Meter).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2009)