Die Schulden von Österreichs Privathaushalten mit Frankenkrediten steigen bei einer Aufwertung der Schweizer Währung.
Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat angesichts des Höhenflugs des Franken nach dem Brexit-Votum der Briten am Devisenmarkt interveniert. "Nach der Abstimmung Großbritanniens über einen Austritt aus der Europäischen Union ist der Schweizer Franken unter Aufwertungsdruck geraten", erklärte die Notenbank am Freitag.
"Die Schweizerische Nationalbank hat mit Interventionen auf dem Devisenmarkt stabilisierend eingegriffen und bleibt am Markt aktiv." Der Franken war wegen des drohenden EU-Austritts Großbritanniens Freitag früh zum Euro auf den höchsten Stand seit Sommer 2015 gestiegen. Es ist der stärkste Anstieg an einem Tag seit der Aufhebung des Mindestkurses Anfang 2015.
Österreichs Privathaushalte sind stark im Franken verschuldet. Im vergangenen Jahr waren 26 Mrd. Euro an Frankenkrediten von privaten Haushalten ausständig, auf Firmen entfielen fünf Milliarden Euro. Bei einer Frankenaufwertung steigt die Deckungslücke, 2015 lag die Lücke bei rund sechs Milliarden Euro.
Niedrigere BIP-Prognosen erwartet
Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) rechnet in Folge des Brexit mit einer Senkung ihrer Wirtschaftsprognosen für die Schweiz. "Ich glaube schon, dass wir die BIP-Prognosen revidieren müssen", sagte KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm.
"Wir sind nicht vom Brexit ausgegangen", sagte Sturm am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Über das Ausmaß der Senkung der Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sagte Sturm nichts. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Brexit dramatische Effekte auf die Schweiz haben wird."
Exportfirmen leiden
Man dürfe die Lage nicht zu schwarz malen. Der Brexit führe zu einer großen Unsicherheit in Europa, die für die für Investitionstätigkeit tödlich sei. Diese Folgen dürften sich auch auf die Schweiz auswirken. Besonders Firmen im Export nach Großbritannien dürften leiden, wenn sich die Wirtschaft auf der Insel wegen des Brexit abschwäche.
"Die Schweiz wird aber nicht in eine tiefe Rezession stürzen. Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte Sturm. Bisher ging die KOF von einem BIP-Wachstum von 1,0 Prozent für dieses Jahr und 2,0 Prozent für nächstes Jahr aus.
Umgekehrt könnte die Schweiz auch profitieren. Es dürfte Firmen geben, die bisher ihren Hauptsitz in Großbritannien hätten und nun über eine Abwanderung nachdenken dürften. Es seien auch Umsiedelungen in die Schweiz denkbar, sagte Sturm. Die Schweiz sollte sich jetzt überlegen, ein Freihandelsabkommen mit Großbritannien abzuschließen.
(APA/Reuters)