Exportmeister der grünen Idee

Vor acht Jahren erkannte die finnische Regierung den Weltmarkt, der ihren Cleantech-Unternehmen offensteht. Mithilfe breiter Finanzierung und Beratung sollen sie 2020 rund 50 Mrd. Dollar umsetzen.

Als strategische Speerspitze bezeichnet Jussi Vanhanen das vor acht Jahren von der finnischen Regierung ins Leben gerufene Netzwerk Cleantech Finland. Damals, so erzählt der Programmdirektor, sei die wirtschaftspolitische Losung ausgegeben worden, den Fokus auf ganz konkrete Innovationsgebiete zu richten. Dazu gehörten Gesundheit, Digitalisierung und eben auch die Clean Technologies, die sauberen Technologien, bei denen sich Energieeffizienzsteigerung mit Emissionsreduktion paart.

Der Plan ging auf. Die Branche, die etwa Solarpaneele, Windturbinenbauteile und Biobrennstoffe entwickelt, ist eine der dynamischsten des Landes. Nicht zuletzt verdankt sie das der kräftigen finanziellen Unterstützung: Ein Drittel der staatlichen Investitionen für Forschung und Entwicklung kommen Cleantech-Firmen zugute. Diese setzten 2013 25,8 Mrd. Dollar, umgerechnet 22,8 Mrd. Euro, um. Bis 2020 will man die Marke von 50 Mrd. Dollar knacken und mindestens 40.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Finnland erkannte aber auch, dass es für diese hehren Ziele nicht reicht, den heute 220 teilnehmenden Unternehmen den heimischen Markt zu öffnen. So orchestriert Vanhanens Organisation Finpro seit Beginn an ihre Vernetzung im Ausland. Was er und seine Kollegen oft als kleines, grünes Start-up in Empfang nahmen, ist heute in vielen Fällen ein mittelständisches bis großes Unternehmen. Als Beispiel nennt Vanhanen The Switch. Die 2006 gegründete Firma erzeugt Magnetgeneratoren für Windturbinen. Etwa für den dänischen Vestas-Konzern, Europas größten Windkraftanlagenhersteller, oder die chinesische Branchengröße Goldwind. Das in Helsinki ansässige Unternehmen ist heute weit entfernt von Start-up-Dimensionen. 2014 erzielte es Umsatzerlöse von 37,1 Mio. Euro und beschäftigte 175 Personen.

Vanhanen ist mit dem Wachstum seiner grünen Schäfchen zufrieden. Man habe mit Zuliefererfirmen wie The Switch auf dem internationalen Windkraftmarkt bereits mehr als 30 Prozent Marktanteil. Dass die großteils hoch spezialisierten Nischenplayer nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich zögen, soll bloß nicht täuschen. Die zweite Welle grüner Start-ups klopfe gerade erst an seine Tür.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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