Gerhard Randa wird Sberbank-Chef

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"Presse"-Exklusiv. Der ehemalige Bank-Austria-General wechselt vom Aufsichtsrat in die Chefetage des Instituts mit Sitz in Wien. Offenbar soll er dort die Probleme der Bank mit ihren Osteuropa-Töchtern lösen.

Wien. Die Sberbank Europe AG hat eine bewegte Geschichte – und die war regelmäßig für Schlagzeilen gut. Ihre Geburtsstunde war 2012. Damals kaufte sich die russische Sberbank in Österreich ein: Um eine halbe Milliarde Euro übernahm sie die Osteuropa-Tochter der ÖVAG und benannten sie in Sberbank Europe um. Ihr Ziel: Von Wien aus sollten vor allem zentral- und osteuropäische Märkte bearbeitet werden. Doch der Erfolg hielt sich in engen Grenzen. Für 2015 wurde ein Nettoverlust von 218,7 Mio. Euro vermeldet.

Jetzt kommt es in dem Institut offenbar zu einer entscheidenden Weichenstellung. Einer personalpolitischen. Sberbank Europe bekommt per 1. Juli einen neuen Chef. Es ist niemand geringerer als der frühere Bank-Austria-General Gerhard Randa. Eine Sprecherin bestätigte der „Presse“, dass „Randa ein Kandidat ist“, die „finale Entscheidung“ werde Ende der Woche getroffen werden.

Die Rochade kommt einigermaßen überraschend. Wohl sitzt Randa seit 2012 im Aufsichtsrat der Sberbank. Er kennt sie also zur Genüge. Aber: Randa wird im September 72 Jahre alt. Das ist üblicherweise kein Alter, in dem große Karrieresprünge gemacht werden.

Unter heimischen Bankern wird also gerätselt. Was steckt hinter dieser Personalie? Wieso gelangt ein Mann im Pensionsalter an die Spitze der Sberbank?

Randa, der „Dealmaker“

Die Antwort glauben sie gefunden zu haben: Gerhard Randa habe sich, so wird erzählt, einen Namen als „Dealmaker“ gemacht. Er sei ein klassischer Transaktionsmanager – wiewohl politisch nicht unbedingt wohlgelitten. Das habe er schon 1997 bewiesen, als die Bank Austria unter seiner Ägide die Creditanstalt übernahm. Oder drei Jahre später, als die Bank Austria mit der deutschen HypoVereinsbank fusionierte.

Wie passt das mit dem neuen Spitzenjob in der Sberbank zusammen? Sehr gut, analysieren Banker: Für die Sberbank habe sich das Wien-Abenteuer nämlich enttäuschend entwickelt. Und teuer. Gut möglich, dass es nun Pläne gebe, zu verkaufen oder mit einem anderen Institut zu fusionieren.

Das läge jedenfalls auf der Hand. Immer wieder musste die russische Mutter der Österreich-Tochter mit Kapital unter die Arme greifen. Inklusive dem 2012 entrichteten Kaufpreis summierten sich die Kosten für die Russen somit auf 1,3 Mrd. Euro. Ende 2013 wurde sogar Klage gegen die ÖVAG beim Internationalen Schiedsgerichtshof eingebracht. Der Vorwurf: Die Österreicher hätten die Vermögenswerte zu hoch bewertet. Im April 2014 wurde die Klage zurückgezogen.

Rückzug aus Osteuropa

Die Probleme blieben. Im vergangenen Jahr machten Gerüchte die Runde, wonach Sberbank Europe einen Teilrückzug aus dem schwierigen Geschäft in Osteuropa überlege. Neben Deutschland hat das Institut Töchter in der Slowakei, in Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien Herzegowina, Serbien und der Ukraine. Im September 2015 erfolgte der erste Schritt, es kam zu einem Rückzug aus der Slowakei.

Wie es weiter geht, wird nun die Regie Gerhard Randas zeigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2016)

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