Loewy und Köhlmeier über Eggers Sager entsetzt

MICHAEL KOEHLMEIER
MICHAEL KOEHLMEIER(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Der Direktor des Jüdischen Museums Hanno Loewy erklärt, er habe FP-Landeschef Egger "eigentlich für schlauer gehalten". Kritik an Egger kommt auch von der SPÖ, den Grünen, und Schriftsteller Michael Köhlmeier.

Der Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems, Hanno Loewy, hat sich über die Aussage von FPÖ-Chef Dieter Egger entsetzt gezeigt. Egger hatte Loewy beim Wahlkampfauftakt der FPÖ am Freitag als "Exil-Juden aus Amerika" bezeichnet. Er hätte Egger "eigentlich für schlauer gehalten", sagte Loewy im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" (Montag-Ausgabe).

Dass es mit Egger "so durchgegangen ist, zeigt doch, dass der Affekt ziemlich tief sitzen muss", befand der Direktor des Jüdischen Museums. Eggers Sager bedeute die Klarstellung dessen, was der FPÖ-Chef unter "heimisch" verstehe: "Ganz offenkundig nicht EU-Bürger wie Festspiel-Intendant David Pountney und hergelaufene Juden wie mich", so Loewy.

Egger wisse, wo er - Loewy - herkomme, nämlich aus Frankfurt. "Und ich bin auch nicht als Exilant nach Österreich gekommen, sondern weil man mich geholt hat", sagte der Museums-Direktor. Mit dem Gebrauch des Begriffs "Exil-Jude" als Schimpfwort offenbare Egger, "dass er eine ganz eigene Position hat, nämlich dass es eine schandbare Handlung war, vor den Mördern davonzulaufen".

Köhlmeier: "Der Mann ist erledigt"

Auch Schriftsteller Michael Köhlmeier kritisierte Egger scharf: "Ein Mann, der so etwas sagt, ist für alle Zeiten diskreditiert. Der Mann ist erledigt". Köhlmeier erklärte, er werde Justizministerin Claudia Bandion-Ortner schreiben. Es sei der Straftatbestand von Verhetzung und Wiederbetätigung zu prüfen, so der Autor. Ihm tue Eggers Aussage auch deshalb weh, "weil Hanno Loewy so viel für diese Stadt getan hat. Der wahre Nestbeschmutzer ist Herr Egger", sagte Köhlmeier.

Die beständige Angst vor braunem Bodensatz im Land kenne er. "Aber wir erzittern beständig vor 20 Prozent und übersehen dabei, dass 80 Prozent das zutiefst ekelhaft finden. Wenn es so etwas wie einen kleinsten gemeinsamen Nenner gibt, dann den, dass man solche Nazisprüche nicht akzeptiert", so Köhlmeier.

SPÖ: "Unglaubliche Entgleisung"

Vorarlbergs SPÖ-Vorsitzender Michael Ritsch erklärte am Sonntag, Eggers Aussage sei einerseits eine "bewusste Lüge", da Loewy aus Frankfurt stamme. Zum anderen sei sie eine "unglaubliche antisemitische Entgleisung von einem Landesrat".

Grünen-Sprecher Johannes Rauch erklärte in einer Aussendung, die FPÖ mache mit Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit Politik. "Den Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems, Hanno Loewy, als 'Exil-Juden aus Amerika in seinem hochsubventionierten Museum' zu diffamieren und dem Intendanten der Bregenzer Festspiele die Berechtigung zur Kritik an den Wahlplakaten der FPÖ abzusprechen, überschreitet jede Grenze", so Rauch.

VP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger erklärte, Eggers Wortwahl sei "absolut inakzeptabel". Die Aussagen seien auf das Schärfste zurückzuweisen.

Rückhalt und Kritik aus den eigenen Reihen

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl stellte sich indes hinter seinen Parteikollegen. Der Vorwurf, Eggers Aussagen seien antisemitisch interpretierbar, seien "lächerlich". Egger habe nur Einmischungen von außen zurückgewiesen - dabei sei es "völlig egal, woher dieser Museumsdirektor herkommt", so Kickl.

Allerdings erntete Egger in den eigenen Reihen auch Kritik - und zwar von dem aktuellen FP-Klubobmann im Vorarlberger Landtag, Fritz Amann. Zwar überreagiere die ÖVP in seinen Augen. Dennoch seien die von Egger gebrauchten Begriffe "Exil-Jude aus Amerika" "keine Worte, die ich so verwenden würde", sagte Amann.

Dadurch, dass sich Egger nicht entschuldige, entstehe riesengroßer Schaden: "Zum einen wird die freisinnige-liberale Vorarlberger FPÖ in die braune Suppe geworfen, zum anderen könnte die Partei durch die Oppositionsrolle geschädigt werden", befand der FPÖ-Politiker. Er kandidiert bei der aktuellen Wahl nicht mehr und wird im Herbst aus der Landespolitik ausscheiden.

(APA)

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