USA schließen britischen Rücktritt vom Brexit nicht aus

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US-Außenminister John Kerry sieht "eine Reihe von Möglichkeiten". Die EU warnt er davor, die Briten sofort hinauszuwerfen.

US-Außenminister John Kerry hat nach seinem Besuch in London eine Rücktritt der Briten vom Brexit nicht ausgeschlossen. Auf die Frage, ob die Brexit-Entscheidung rückgängig gemacht werden könne, sagte Kerry am Dienstag bei einer Diskussion in Washington, es gebe da "eine Reihe von Möglichkeiten". Er würde es für einen Fehler halten, die Briten sofort aus der EU zu werfen, sagte der Außenminister.

"Dies ist eine sehr komplizierte Scheidung", sagte Kerry beim Aspen Ideas Festival. Cameron sei unwillig, gemäß Artikel 50 des EU-Vertrags den Austritt aus der EU zu erklären, da damit sein Land binnen zwei Jahren die Modalitäten der künftigen Beziehung zur EU aushandeln müsste. Die Briten wollten sich nicht nach zwei Jahren aus der EU getrieben sehen, ohne ein neues Assoziierungsabkommen, sagte Kerry.

Kerry: "Cameron fühlt sich machtlos"

Cameron fühle sich "machtlos - und ich denke, dies ist eine faire Schlussfolgerung - rauszugehen und über etwas zu verhandeln, an das er nicht glaubt und bei dem er keine Ahnung hat, wie er es machen soll", sagte Kerry. "Im Übrigen gilt dies auch für die meisten Leute, die dafür gestimmt haben", sagte Kerry mit Blick auf Brexit-Befürworter wie Boris Johnson, der als Favorit für die Nachfolge Camerons gilt.

Der frühere Londoner Bürgermeister hatte die Briten vor dem Referendum zum Austritt aus dem Staatenbund gedrängt, sieht nun jedoch keine Eile, den offiziellen Antrag zu stellen. Die US-Regierung hatte wie die meisten Partner Großbritanniens für einen Verbleib des Landes in der EU plädiert und ihr Bedauern über das Brexit-Votum der Briten geäußert. Kerry war am Montag in London, um mit Cameron über die weiteren Schritte zu sprechen.

(APA)

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