May und Gove bewerben sich um Cameron-Nachfolge

Theresa May mit David Cameron, 2015
Theresa May mit David Cameron, 2015 Reuters
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Die "Eiserne Lady im Wartestand" und der Justizminister dürften dem Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson im Rennen um David Camerons Nachfolge gefährlich werden.

Die Liste der Bewerber um die Nachfolge des scheidenden Premiers David Cameron wird nach dem Brexit-Votum immer länger: Nach einem Bericht der BBC wirft auch der britische Justizminister Michael Gove seinen Hut in den Ring, auch Energieministerin Andrea Leadsom will sich bewerben.

Brexit-Gegnerin May hatte zuvor in einem Beitrag für die Zeitung "The Times" ihre Kandidatur für den Vorsitz der regierenden Konservativen angekündigt.

Zuvor hatten Arbeitsminister Stephen Crabb und der ehemalige Verteidigungsminister Liam Fox ihren Hut in den Ring geworfen. Es wird erwartet, dass auch der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson antritt, der sich für den "Brexit" starkgemacht hat und dem große Chancen eingeräumt werden. Die Frist für die Bewerbung um den Vorsitz der Tories läuft im Tagesverlauf ab.

Cameron hatte nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt angekündigt, dass er sein Amt im September an einen Nachfolger übergeben will, der dann das Austrittsgesuch in Brüssel einbringen soll.

May, die Anti-Boris-Kandidatin

Dass Theresa May es an die Spitze der britischen Konservativen und damit des ganzen Landes schaffen kann, überrascht in Großbritannien kaum jemanden. Der "Telegraph" nannte die Innenministerin schon 2010 einen "aufgehenden Stern", als "Eiserne Lady im Wartestand" beschrieb der "Independent" sie drei Jahre später.

Bald könnte es für die 59-Jährige soweit sein: Kein anderer Kandidat im Rennen um David Camerons Nachfolge dürfte Boris Johnson gefährlicher werden, sofern auch Londons Ex-Bürgermeister seinen Hut in den Ring wirft.

Mit der früheren Premierministerin Margaret Thatcher muss sich fast jede Frau, die es in Großbritannien politisch zu etwas bringt, irgendwann mal vergleichen lassen. Aber so streng und entschlossen, wie die Tochter eines anglikanischen Geistlichen unter dem kinnlangen, grauen Haar oft dreinschaut, scheint der Vergleich in diesem Fall gar nicht abwegig.

Diszipliniert und kompetent, freundlich

Über sich selbst redet May - verheiratet, kinderlos und immer wieder wegen ihres extravaganten Schuhgeschmacks in den Schlagzeilen - nicht viel. Mitarbeiter beschreiben sie als diszipliniert und kompetent, freundlich, aber nicht unbedingt zum Smalltalk neigend. Sie studierte in Oxford (wie Thatcher und Noch-Premier Cameron), arbeitete für die englische Notenbank und stieg in die Lokalpolitik ein, noch bevor sie 30 wurde.

Als seit 2010 amtierende Innenministerin in zwei Cameron-Kabinetten verantwortet May schwierige Themen: Einwanderung, Terrorabwehr, Überwachung, Polizei, Kindesmissbrauch. Kaum jemand hielt sich bisher so lange auf diesem Posten. Im Anlauf zum Brexit-Referendum schlug sie sich zwar auf die Seite von Camerons Pro-EU-Lager, blieb aber zugleich EU-kritisch und hielt sich aus den Querelen weitgehend raus. Das könnte ihr jetzt nützen: In der gespaltenen konservativen Partei sehnen sich viele nach Versöhnung.

Theresa May in "The Times"

(APA/Reuters/dpa)

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