Ab September verbietet die EU schrittweise die Glühbirne. Sehr zum Ärger der Österreicher, dabei gibt es längst gute Alternativen, die Zukunft gehört ganz klar der LED (Light Emitting Diode).
Wien (mac). „Abgabe nur in Haushaltsmengen“, mahnt eine heimische Supermarktkette ihre Kunden schon seit Wochen zu mehr Zurückhaltung beim Glühbirnenkauf. Denn sie wissen, am 1. September ist es so weit: Auf Geheiß der Europäischen Union verschwinden alle matten Glühbirnen sowie klare 100-Watt-Birnen aus den Geschäften. Was die Händler bis dahin in ihre Lagerhallen gestopft haben, darf zwar weiterhin verkauft werden. Bis spätestens 2012 sollen aber schrittweise Glühbirnen jeglicher Stärke vom Markt verschwinden.
Als ökologisch sinnvolle Maßnahme erdacht, droht der Schuss für Brüssel vorerst nach hinten loszugehen. Bisher hat das Verbot des glühenden Wolframfadens vor allem verkaufsfördernde Effekte. Händler berichten von regelrechten Hamsterkäufen, die Baumarktkette OBI hat den Absatz seit Jahresbeginn verdoppelt, vor allem bei den matten Glühbirnen.
Aus ökonomisch wie ökologischem Blickwinkel ist das freilich sinnlos. Denn schließlich wurde die über 100 Jahre alte Erfindung des US-Erfinders Thomas Edison nicht grundlos als zu wenig energieeffizient ausgemustert. Kaum eine moderne Lichtquelle verbraucht auch nur annähernd so viel Strom wie die Glühbirne. Die fungiert nämlich in erster Linie als Wärmekraftwerk. Nur fünf Prozent der verbrauchten Energie gibt die Lampe als Licht zurück. Mit dem Rest heizen die Österreicher ihr Eigenheim.
Zwei Drittel gegen Verbot
Und das wollen sie auch weiter tun, schenkt man einer Umfrage der UFH Altlampensystembetreiber Glauben. Demnach sind 63,4 Prozent aller Österreicher mit dem EU-Entscheid unzufrieden. Nun liegt freilich die Vermutung nahe, dass der österreichische Hang zur Nostalgie allein den Wunsch, ewig in Edisons Ära zu verweilen, nährt. Doch was die Konsumenten zurückschrecken lässt, ist mehr als das. Es ist auch die Unsicherheit davor, was stattdessen kommt. Zwei Drittel aller Befragten halten sich selbst für nicht ausreichend informiert.
Höchste Zeit also, das nachzuholen. Für die Glühbirne stehen bereits brauchbare Alternativen bereit, die in der Anschaffung zwar allesamt teurer, im Gebrauch aber bis zu zehn Mal sparsamer sind. Über die längere Lebensdauer sollte sich der höhere Kaufpreis also rechnen. Auch neue Lampenfassungen sind nicht nötig. Für alle gängigen Fassungen gibt es bereits entsprechende Energiesparlampen oder LEDs.
Fraglich bleibt, auf welchen Standard man am besten umsteigt. Die Energiesparlampe hat in den Augen der Öffentlichkeit stark an Stellenwert eingebüßt. Ein Viertel der Befragten lehnen die Energiesparlampe völlig ab. Ihr eilt das Image einer giftigen (aufgrund des Quecksilbers) Röhre, die nur flackerndes Licht spendet, voraus. Zudem muss sich die Industrie den Vorwurf gefallen lassen, das Ende der Glühbirne beschleunigt zu haben, um die entwicklungsintensive Energiesparlampe noch schnell in die Geschäfte zu bringen, bevor die LED sie vom Markt verdrängt. „Die Energiesparlampe ist besser als ihr Ruf“, verteidigt Bernd Schäppi von der Österreichischen Energieagentur die Lampe.
Die Zukunft gehört der Diode
Die Zukunft gehört ganz klar der LED (Light Emitting Diode). Bisher sind die genügsamen Leuchtdioden vor allem bei Handydisplays, TV-Geräten oder Ampelanlagen zum Einsatz gekommen. An Sparsamkeit sind sie kaum zu überbieten. Das größte Problem: Noch gibt es kaum 100-Watt-Modelle. Und wenn, kosten sie weit über 50 Euro. In fünf bis zehn Jahren, schätzen Experten, wird sich der Standard dennoch durchgesetzt haben. Wer in der Zwischenzeit nicht auf die gewohnte Lichtqualität verzichten will, dem empfiehlt die Österreichische Energieagentur einen Blick auf die Halogenlampe. Sie ist immerhin 50 Prozent effizienter als die herkömmliche Glühbirne und erheblich billiger im Betrieb. Die Agentur warnt aber vor großen Qualitätsunterschieden. Eine umfassende Übersicht der Produkttests gibt es unter www.topprodukte.at.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2009)