Israel droht mit "aggressiven Maßnahmen" im Westjordanland

Israelis im Westjordanland trauern um einen getöteten Familienvater.
Israelis im Westjordanland trauern um einen getöteten Familienvater.APA/AFP/MENAHEM KAHANA
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Nach palästinensischen Anschlägen will Premier Netanyahu etwa eine Blockade der Stadt Hebron einrichten und Palästinensern Arbeitsgenehmigungen entziehen.

Nach neuen tödlichen Anschlägen von Palästinensern hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu neue "aggressive" Maßnahmen im besetzten Westjordanland angekündigt. "Wir befinden uns in einem fortgesetzten Kampf gegen Terrorismus", sagte Netanyahu am Sonntag bei einer Kabinettssitzung in Jerusalem.

"Wir setzen verschiedene Mittel ein, darunter aggressive Maßnahmen, die wir in der Vergangenheit nicht verwendet haben", sagte der rechtsgerichtete Politiker. Er nannte unter anderem eine Blockade des gesamten Gebiets um Hebron im Süden des israelisch besetzten Westjordanlands, die 700.000 Menschen betreffe.

Einwohnern des Dorfes Bani Naim, aus dem mehrere Angreifer stammten, sollten ihre Arbeitsgenehmigungen in Israel entzogen werden. Die Armee werde zwei weitere Brigaden in das Westjordanland verlegen, die dort vor allem Straßen sichern sollten. Die israelischen Siedlungen sollten außerdem weiter gestärkt werden.

Armee fliegt wieder Luftangriffe auf Gaza-Streifen

Tausende von Menschen nahmen am Sonntag am Begräbnis eines israelischen Familienvaters teil. Er war am Freitag vor den Augen seiner Kinder getötet worden, nachdem mutmaßlich palästinensische Attentäter das Feuer auf sein Auto eröffnet hatten. Die Mutter wurde bei dem Vorfall in der Nähe von Hebron schwer verletzt. Am Donnerstag hatte ein Palästinenser ein israelisches Mädchen in einer israelischen Siedlung bei Hebron im Schlaf erstochen.

Israels Luftwaffe flog in der Nacht zu Samstag auch wieder Luftangriffe auf den Gazastreifen. Die Armee reagierte damit auf eine Rakete aus der palästinensischen Küstenenklave. Die Rakete war am Freitag in der Grenzstadt Sderot eingeschlagen und hatte ein öffentliches Gebäude beschädigt. Nach israelischen Medienberichten handelte es sich dabei um einen leerstehenden Kindergarten. Die Luftwaffe griff daraufhin laut Armee vier Standorte der herrschenden Hamas im nördlichen und im zentralen Gazastreifen an.

In den vergangenen neun Monaten sind bei einer Welle palästinensischer Anschläge 35 Israelis getötet worden. Mehr als 220 Palästinenser starben, meist bei ihren eigenen Attacken. Als Auslöser der Gewalt gelten ein Streit um Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem sowie die Frustration über Israels fortwährende Besatzung.

Türkische Hilfslieferungen für Gaza-Streifen

Unterdessen traf ein Schiff mit türkischen Hilfsgütern für den Gaza-Streifen im israelischen Hafen Ashdod ein. Die Die mit Lebensmitteln, Kleidung und Kinderspielzeug beladene "Lady Leyla" habe am Sonntag angelegt, bestätigte ein Hafensprecher. Es handelt sich um die erste Hilfslieferung nach dem Versöhnungsabkommen zwischen Israel und der Türkei. Dieses beendet sechs Jahre Eiszeit zwischen den ehemaligen Bündnispartnern wegen des israelischen Beschusses eines türkischen Schiffes, das die Gaza-Blockade brechen wollte.

(APA/dpa)

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