Zahl der Tierversuche neuerlich gestiegen

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Wegen Änderungen in der Erfassung im neuen Tierversuchsgesetz steigt die Zahl der Tierversuche seit 2012 wieder deutlich an. Im Vorjahr wurden 227.317 Tiere verwendet.

Die Zahl der Tierversuche in Österreich ist im Vorjahr gestiegen: 227.317 Tiere wurden 2015 verwendet, das sind um 8,7 Prozent mehr als im Jahr davor, wie aus der vom Wissenschaftsministerium veröffentlichten Tierversuchsstatistik hervorgeht. Kritik am Anstieg kommt von Tierschützern.

Nach mehr als 220.000 Versuchstieren 2008 ist die Zahl der Tierversuche bis 2012 (184.610) kontinuierlich gesunken, steigt aber aufgrund von Änderungen in der Erfassung im neuen Tierversuchsgesetz (TVG) 2012 seither wieder an. Das neue TVG sieht vor, dass Tierversuche in vier Schweregrade eingeteilt werden.

  • Als Schweregrad eins ("keine Wiederherstellung der Lebensfunktion") stuft das Gesetz sogenannte Terminalversuche ein, die gänzlich unter Vollnarkose durchgeführt werden, aus der das Tier nicht mehr erwacht. 2015 wurden 3,9 Prozent aller Tierversuche (8.782 Tiere gegenüber 2014: 5.078) so bewertet.
  • Mit dem Schweregrad "gering" wurden 136.602 (60,1 Prozent) der im Vorjahr durchgeführten Tierversuche eingestuft (2014 waren es 119.545). Definiert wird dieser Schweregrad mit "kurzfristig geringe Schmerzen, Leiden oder Ängste" oder Versuche ohne wesentliche Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere, beispielsweise Ohr- oder Schwanzspitzenbiopsien.
  • Bei etwa einem Viertel der Tierversuche (24,2 Prozent bzw. 54.896 Tiere, gegenüber 63.058 im Jahr 2014) wurde der Schweregrad "mittel" genannt. Das sind Versuche, die "kurzzeitig mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste oder lang anhaltende geringe Schmerzen" verursachen, etwa bei chirurgischen Eingriffen unter Narkose mit mittelschweren postoperativen Schmerzen.
  • Etwa jeder achte Tierversuch (11,9 Prozent bzw. 27.037 Tiere gegenüber 21.502 im Jahr 2014) wurde als "schwer" eingestuft. Das bedeutet "starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende mittelstarke Schmerzen, Leiden oder Ängste". Konkrete Beispiel dafür sind etwa Verpflanzungen artfremder Gewebe (Xenotransplantationen) oder die vollständige Isolierung geselliger Tiere über einen längeren Zeitraum.

Die meisten verwendeten Tiere waren Mäuse (187.413), Kaninchen (15.910), Zebrafische (9.411), Ratten (5.162), Meerschweinchen (1.858), Schweine (1.762) und Haushühner (1.623).

APA

Kritik an "laschen gesetzlichen Regelungen"

Tierschützer kritisieren die steigende Zahl an Tierversuchen: Mit den aktuellen Zahlen sei man "von der seit Jahrzehnten versprochenen Reduzierung der Versuchstiere meilenweit und von der Abschaffung des Tierversuches Lichtjahre entfernt", so Gerda Matias, Präsidentin des Internationalen Bundes der Tierversuchsgegner (IBT). Eine so hohe Anzahl von Versuchstieren habe man zuletzt im Jahr 1994 verzeichnet. Zurückzuführen sei dies auf die "laschen gesetzlichen Regelungen", die nicht das Potenzial hätten, einen einzigen Tierversuch zu vermeiden.

(APA)

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