Staugefahr bei der Einreise nach Österreich via Grenzübergang Nickelsdorf: Seit Montag wird bei der Einreise strenger kontrolliert. Diese „präventive Maßnahme“ soll einen Flüchtlingsstrom wie im Vorjahr vermeiden.
Eisenstadt. Die Bilder von den über die Balkanroute ziehenden Flüchtlingskolonnen sind unvergessen. In Österreich war die Lage vorigen Herbst vor allem am österreichisch-ungarischen Grenzübergang Nickelsdorf dramatisch. Um Massenszenen entgegenzuwirken – im Vorjahr gab es Tage, an denen mehr als 10.000 Flüchtlinge die Grenze passieren wollten – wird an den burgenländischen Grenzen ab sofort strenger kontrolliert.
Eine „präventive Maßnahme“ nennt dies die Pressesprecherin der Landespolizeidirektion Burgenland, Daniela Landauer. Die Kontrollen sehen so aus: Am Grenzübergang Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) wird für aus Ungarn kommende Fahrzeuge ein sogenannter Verkehrstrichter gebildet. Das heißt, dass die Fahrbahn einspurig wird und Polizeibeamte bei Autos Sichtkontrollen durchführen. Transporter können zur Kontrolle angehalten werden. Werden Flüchtlinge entdeckt, so werden diese – so sie einen Asylantrag stellen – in entsprechende Zentren, etwa Eisenstadt, gebracht. Stellt sich heraus, dass die betreffenden Personen bereits anderswo um Asyl angesucht haben, werden diese nach dem Dublin-Übereinkommen zurückgewiesen.
Auch grüne Grenze betroffen
Die nun deutlich erhöhte Kontrolldichte gilt für das gesamte Burgenland. Also auch für alle anderen Grenzübergänge wie zum Beispiel Klingenbach (Bezirk Eisenstadt), Kittsee (Bezirk Neusiedl am See)Deutschkreutz (Bezirk Oberpullendorf) und auch kleinere Grenzpassagen wie etwa die in Moschendorf (Bezirk Güssing) oder jene bei St. Margarethen (Bezirk Eisenstadt-Umgebung). Auch die grüne Grenze – insbesondere Feldwege – wird dichter kontrolliert. Hier ist das Bundesheer im Einsatz.

Zwar dürfte die erhoffte Prävention angesichts der internationalen Dimension der Flüchtlingskrise nur ein kleiner Teil der Lösung sein, jedoch will die Polizei auch ein spezielles Problem in den Griff bekommen: die Schlepperei.
Es war der 27. August 2015, als auf der Ostautobahn A 4 ein von Ungarn kommender Kühl-Lkw, der bei Parndorf abgestellt worden war, geöffnet wurde. An Bord waren die Leichen von 71 Flüchtlingen – vorwiegend Opfer aus dem Irak, aus Afghanistan und Syrien. Die Kontrollen würden nun auch deshalb durchgeführt, um eine solche Tragödie zu verhindern, so Landauer zur „Presse“.
Zu den aktuellen Zahlen: Diese ähneln den Vorjahreswerten, seit Jänner verzeichnet das Burgenland 4200 Aufgriffe. Allein in den ersten drei Julitagen waren es 84. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan. Gefolgt von Menschen aus Pakistan und aus Syrien.
Dass sich die Kontrollen auf den Verkehr auswirken, liegt auf der Hand. Montagfrüh gab es zwei Stunden Wartezeit am Grenzübergang Nickelsdorf. (m. s.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2016)