Regierung startet Initiative gegen "Gewalt im Netz"

Daniel Breuss
  • Drucken

Hasspostings waren am Dienstag Thema im Ministerrat. Die Regierung will unter anderem eine Anlaufstelle für Betroffene entwickeln.

Die Regierung will nun eine "Initiative gegen Gewalt im Netz" ergreifen und setzt dabei vor allem auf Maßnahmen zu Sensibilisierung und Information. Das Thema stand am Dienstag auf der Tagesordnung des Ministerrats, gleich sechs Ministerin sind daran beteiligt. Als konkreter Plan wird im Ministerratsvortrag unter anderem "die Schaffung unbürokratischer Melde- und Anzeigemöglichkeiten" genannt. Zudem sollen "Leitfäden" erstellt werden, die etwa über den Umgang mit Hasspostings informieren und dabei auch speziell die Möglichkeit von Entschädigungen nach dem Mediengesetz betonen sollen. Dafür will man auch eine "entsprechende Anlaufstelle" entwickeln. Weiters sollen Plattformen und Forenbetreiber "verstärkt für ihre Pflichten sensibilisiert werden, die im E-Commerce-Gesetz festgelegt sind". Auch die aktuelle - vor nicht allzu langer Zeit verschärfte - Rechtslage soll breiter kommuniziert werden. Sensibilisierungs- und Fortbildungsprogramme für Polizei, Staatsanwaltschaften und Gericht stehen ebenso auf der Agenda.

"Debatte positiv verändern"

Außerdem gebe es seit Juni ein Nationales Komitee zur Umsetzung der Europarats-Initiative "No Hate Speech", das gemeinsam mit NGOs und Ministerien unter anderem Workshops zum Abbau von Vorurteilen plane, entsprechendes Lehrmaterial sei mittlerweile auf Deutsch verfügbar. Und schließlich sieht die Regierung als "wichtigen Aspekt" die "Stärkung der Gegenrede": Man will den Usern bewusst machen, dass es an ihrer "digitalen Zivilcourage" liege, die "Debatte positiv zu verändern".

An der Initiative beteiligt sind das Bundeskanzleramt, das Frauenministerium, das Justizministerium, das Innenressort sowie die Ministerien für Jugend und Bildung. Im Ministerratsvortrag wird betont, dass Hasspostings eine Gefahr für die demokratische Debatte seien. Konstatiert wird ein "generell außer Kontrolle geratener gesellschaftlicher Diskurs", dies deute auf "offensichtlich viel zu niedrige Hemmschwellen bei der Begehung verletzender, diskriminierende und/oder rassistischer Übergriffe im Netz hin". Frauen seien besonders häufig betroffen, wird in Erinnerung gerufen. Doch "auch unter Kindern sind Hasspostings ein ernstes Problem".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Hasskriminalitaet nimmt zu
Kommentare

SPÖ hat das Problem "Hasspostings" nicht verstanden

Ein "Leitfaden" gegen Hasspostings ist ähnlich effektiv wie ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde.
Internet

SPÖ: Strafverschärfung bei Hasspostings nicht die Lösung

Mit dem Versuch eine "faire Diskussionskultur" zu etablieren und einem "Leitfaden zum Handeln" will die SPÖ gegen Hasspostings vorgehen.
Medien

Wohin mit all dem Hass?

Aggressionen im Netz gehören zur Tagesordnung. Frauen sind dreimal mehr davon betroffen als Männer. Darüber muss geredet werden.
Internet

#MoreThanMean: Männer lesen Sportreporterinnen sexistische Tweets vor

"Wenn du es nicht sagen kannst, dann tipp es auch nicht", lautet die Botschaft des bedrückenden Videos. Die Männer haben deutlich Probleme, die Tweets vorzulesen.
Medien

Online-Hass trifft echte Menschen

Hass im Netz ist ein allgegenwärtiges Problem. In dem aktuellen Video #MoreThanMean treffen diese anonymen Beschimpfungen echte Menschen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.