Muzicant: Kein Treffen mit Martin Graf

Der Präsident der Kultusgemeinde fordert klare Abgrenzung der Bundes-VP zur FPÖ und ihren Aussagen.

WIEN(no). „Ich wäre der Einladung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf nachgekommen und hätte mich mit ihm getroffen“, sagt Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, im Gespräch mit der „Presse“. Denn auch wenn es überrasche, er wolle nicht ausgrenzen, sondern die FPÖ mit ihren Inhalten konfrontieren und diese debattieren, sagt Muzicant. Aber: Nachdem beinahe täglich Aussagen und Provokationen wie jene des Vorarlberger FP-Chefs Dieter Egger zu hören seien, mache ein derartiger Termin überhaupt keinen Sinn und würde nur der PR Grafs dienen.

Egger hatte, wie berichtet, den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, unter dem Applaus seiner Parteifreunde einen „Exiljuden aus Amerika“ genannt. Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP) schließt deswegen eine Koalition mit der FPÖ aus. Für Muzicant muss dieses Verhalten Vorbild für die Bundes-ÖVP unter Josef Pröll sowie SP-Landeshauptleute wie Franz Voves sein, die sich die FP-Option offenhalten. Die ÖVP müsse endlich den Weg für die Abwahl Grafs frei machen. „Das werde ich Josef Pröll in aller Freundschaft auch sagen“, meint Muzicant. Ob er diese riskiere, falls Pröll seine Haltung nicht ändere? Muzicant: „Nein, die Freundschaft zu Vizekanzler Pröll ist Graf sicher nicht wert.“

Muzicant betreibt unter dem Titel „Kellernazis in der FPÖ“ eine Homepage, auf der die rechtsextremen Aussagen und ebensolchen biografischen Stationen zahlreicher FP-Politiker aufgezeigt sind. Dass dies dem Ansehen eines Präsidenten einer Glaubensgemeinschaft schade, verneint er ausdrücklich: Gegen Rechtsextreme in aller Konsequenz und mit Informationen vorzugehen, „entspricht dem Willen aller unserer Mitglieder“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

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