UN-Bedienstete im Porträt: Benjamin Rojong - Der lächelnde „Sandwich-Man“ von den Philippinen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Da sind Schüsseln voller gekochter Eier, Paprika, Gurken, Thunfisch, Roastbeef. Et cetera. Und mitten drin ist Benjamin Rojong. Der Mann mit dem verschmitzten Dreitagebartlächeln ist 40 und Filipino. An Wochentagen sieht er die meisten der über 4000 Beschäftigten in der UNO-City an sich vorbeiziehen: Er werkt nämlich im Großraumrestaurant – als Spezialist für Sandwiches.

2002 begann er in dem Lokal, das von der Firma „Wiwag“ betrieben wird; hier kredenzt man oft bis zu 4500 Essen am Tag. „Drei Monate wusch ich ab, dann kam ich in die Küche“, erzählt Rojong, dessen Mutter in den 70ern nach Österreich kam und ihn später nachholte. Seine zwei Schwestern sind Krankenschwestern im AKH, seine drei Kinder (neun bis 15 Jahre) gehen in Wien zur Schule.

Lachs liebt man eben

Der dominierende SB-Bereich des UN-Restaurants gleicht einer riesigen offenen Garstelle, wo allenthalben Köche Zwiebeln schneiden, Suppen schöpfen und Steaks braten. Und Rojong ist der „Sandwich-Man“. Lachs, Roastbeef und Cheddar-Käse brauche er am häufigsten, meint der Mann, der inmitten all der Speisen seine Figur wahrt. „Ich arbeite viel, das hält schlank“, lacht er und sagt, dass er weit entfernt in Liesing im Süden Wiens wohne, was ihn zur Tagwache um 4.30 Uhr zwinge, damit er um sechs mit dem Brotbacken anfangen könne.

Gut sei in Österreich, dass man sich mit dem Mindestlohn durchschlagen könne. „Auf den Philippinen geht das nicht, man könnte sich auch kaum Ärzte leisten.“ Dafür stecke er grimmige Gesichter gestresster Kunden weg.

Denen sei ein Schöpfer „Caldereta“ empfohlen, Eintopf aus Fleisch, Leber, Gemüse, Knoblauch und Chili, des Filipinos Nationalgericht. Dass es Caldereta zum philippinischen Nationalfeiertag am 4. Juli in der UNO-City gibt, dafür sorge er, sagt der Sandwich-Man.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

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