UN-Bedienstete im Porträt: Marie Madeleine Spencer - Die senegalesische Meisterin der Pflanzen-DNA

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Ja, sie wisse schon, dass der Umgang mit dem „Atom“ in Österreich ein seltsamer sei, sagt Marie Madeleine Spencer. Dabei wirkt die attraktive Mittfünfzigerin im weißen Kostüm nicht wie jemand, der mit der bei uns dämonisierten Atomkraft hantiert. Doch die Senegalesin ist bei der Atomenergiebehörde IAEA. Die steht wegen ihrer Rolle im Streit um Irans Atomprogramm in der medialen Auslage, Frau Spencer aber kämpft an stilleren Fronten: Sie ist Pflanzenbiotechnologin in der Sektion für Pflanzenzucht und Genetik.

Sie hat in Dakar, Frankreich und den USA studiert und beschäftigt sich mit „Mutation“ und „Induktion“ – der Beeinflussung der Entwicklung von Pflanzen.

Wie Reis in Salzwasser wächst

„Ich habe mit Projekten zur Verbesserung von Feldfrüchten begonnen. Wir sahen, dass ,Mutationsinduktion‘ eine der besten Methoden ist.“ Dabei wird DNS durch Strahlung (etwa Gamma, UV) oder Chemikalien verändert. „Genetic Engineering“ sei das nicht: „Wir ändern nichts an der Pflanze, was nicht zu ihr gehört.“ Man beschleunige die natürliche Mutation: „Das ist wie bei Kartoffeln: Die sahen vor 10.000 Jahren anders aus und mutierten. Wir wollen nicht weitere 10.000 Jahre auf Verbesserungen warten.“

Spencer, die in Guinea-Bissau als Kind kapverdischer Eltern geboren wurde, leitet Versuche in 24 Staaten, etwa in Peru an Quinoa. Deren eiweißreiche Samen sind in urbanen und Dritte-Welt-Laden-Kreisen „in“, man kocht sie wie Reis. Man habe die Widerstandsfähigkeit von Quinoa gegen Dürre und Seuchen gesteigert. In Vietnam wiederum hat ein IAEA-Projekt Reis, der auch in salzigem Wasser wächst, geschaffen.

Man kann halt auch mit dem „bösen“ Atom die Welt verbessern. „Leider“, meint Spencer, „wissen die Leute nicht, dass auch wir die Kernkraft friedlich nutzen. Sie sollten das nicht fürchten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

„Der Wettkampf zwischen den Standorten ist hart“

Interview: Antonio Maria Costa, Chef der UNO-City, erklärt, warum Wien der beste Ort für internationale Organisationen ist und weshalb er auf seinem Campus an der Donau noch ein Plätzchen frei hätte.
Außenpolitik

Der Sitz: Weltweit tätig, an der Donau daheim

Von der Atom- bis zur Drogenbehörde: Insgesamt 16 UN-Organisationen sind von Wien aus aktiv, einige haben hier sogar ihr Hauptquartier aufgeschlagen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.