UN-Bedienstete im Porträt: Ketil Ottersen - Der Norweger, der Schmuggler mit Mathe bekämpft

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Erst glaubt man, dies sei die Höhle von Markus Maria Profitlich, dem glatzerten deutschen Comedian. Aber der Kumpeltyp im Kurzarmhemd hinter dem Schreibtisch so richtig voller Akten ist Zollfahnder! Genauer: Er heißt Ketil Ottersen und ist leitender Programmkoordinator in der „Law Enforcement, Organized Crime and Anti Money Laundering Unit“ des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).

Der 50-jährige Osloer war Vizechef der Grenzkontrolleinheiten des norwegischen Zolls. Im Büro hängt die bunte Fahne eines norwegischen Zollwachboots. Seit 2005 leitet er bei UNODC das Programm zur „Container-Kontrolle“, das 2003 im Verein mit der Welt-Zollorganisation in Brüssel startete.

Verdächtige Container gesucht

Dabei wird Zöllnern in Häfen „heikler“ Länder gelehrt, wie man verdächtige Container erkennt und auf Schmuggelgut untersucht. Bisherige Einsatzgebiete: Senegal, Ghana, Pakistan, Afghanistan, Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Ecuador, Panama, Costa Rica.

„420 Millionen Container werden pro Jahr verfrachtet, die kann man nicht inspizieren“, sagt Ottersen. Also nutze man ein System, das aus Daten wie Herkunft der Waren, Empfänger, Frächter et cetera die Chance errechnet, dass Schmuggelgut drin ist. Seit 2006 fand man so unter anderem 1500 Tonnen Edelhölzer, neun Tonnen Haifischflossen und 28 Tonnen Kokain. Und drei gestohlene Luxusautos. „Wir sind zufrieden“, sagt Ottersen.

Schon 1997–2001 war er in Wien, als Verbindungsoffizier der nordischen Staaten für Drogenbekämpfung. Der Vater zweier Kinder, man lebt in Döbling, meint, das Bewegen über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg mache den Job in der UNO-City spannend. Und bisweilen schwierig: „Manchmal komme ich als ,rüder Norweger‘ herüber“, lacht er. „Wir da oben sind halt nicht immer super diplomatisch.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

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