UN-Bedienstete im Porträt: Jürgen Reinhardt - Der deutsche Ökonom, der den Armen hilft

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken


„Meine Kinder haben mich früher gefragt, was ich hier eigentlich mache“, sagt Jürgen Reinhardt und rückt seine eckige Brille zurecht. „Die Inhalte sind nicht so leicht zu verklickern. Aber einfach gesagt: Die UNO hilft den Armen.“

Der gebürtige Bochumer arbeitet seit 1992 für die „Organisation für Industrielle Entwicklung“ (Unido) und bezeichnet sich selbst als „Inventar“ der UN-Organisation. Der Ökonom unterstützt mit seiner Expertise Entwicklungsländer, die ihre Industrien aufbauen, Investitionen anziehen oder Betriebe fördern wollen.

Die Unido vergibt aber keine Gelder, betont der 51-Jährige. Vielmehr gehe es darum, auf politischer Ebene Weichen zu stellen und den Verantwortlichen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Derzeit dreht sich alles um die Produktion von Generika in Afrika. Dazu führt Reinhardt Gespräche mit Gesundheitsinstitutionen, Pharmaverbänden und Forschungseinrichtungen in Kenia, Ghana, Kamerun und Botswana.

„Ich bin viel unterwegs“, sagt Reinhardt, oft bis zu 14 Wochen im Jahr. Im Laufe der Jahre hat der Ökonom Netzwerke aufgebaut, Länder immer wieder bereist und Entwicklungen über lange Zeiträume hinweg beobachtet.

Alle Wege führen nach Wien

Vor 17 Jahren landete er als frisch promovierter Wirtschaftswissenschaftler mit seiner Frau in Österreich. „Wir wollten weg aus dem Ruhrgebiet und sind auf unserem Weg nach Südostasien in Wien hängen geblieben“, erzählt er. Bereut hat er es nie, zwei seiner drei Kinder sind in Österreich auf die Welt gekommen. „Hier sind wir zu Hause.“ Der Zeitpunkt, nach Deutschland zurückzukehren, sei längst überschritten. Jürgen Reinhardt wird mit seiner Familie in Wien bleiben.

Und mittlerweile wissen seine Kinder ganz genau, was ihr Papa in der UNO-City macht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

Mehr erfahren

Außenpolitik

„Der Wettkampf zwischen den Standorten ist hart“

Interview: Antonio Maria Costa, Chef der UNO-City, erklärt, warum Wien der beste Ort für internationale Organisationen ist und weshalb er auf seinem Campus an der Donau noch ein Plätzchen frei hätte.
Außenpolitik

Der Sitz: Weltweit tätig, an der Donau daheim

Von der Atom- bis zur Drogenbehörde: Insgesamt 16 UN-Organisationen sind von Wien aus aktiv, einige haben hier sogar ihr Hauptquartier aufgeschlagen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.