Hill-Nachfolge: EU-Parlament ziert sich

Julian King.
Julian King.(c) APA/AFP/THOMAS SAMSO
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Der neue britischer Kommissar stößt auf Vorbehalte.

Wien/Straßburg. Das Gerücht machte im Straßburger Europaparlament schnell die Runde: Der bisherige Botschafter des Vereinigten Königreichs in Frankreich, Julian King, soll laut EU-Vertretern Nachfolger von Finanzmarktkommissar Jonathan Hill werden. Hill, der ein enger Vertrauter des scheidenden Premierministers, David Cameron, ist und für den Verbleib seines Landes in der EU geworben hat, will sein Amt am 15. Juli aufgeben. Seine Aufgaben werden vom EU-Kommissionsvizepräsidenten, Valdis Dombrovskis, übernommen.

Von britischer Seite war zunächst keine Bestätigung der neuen Personalie zu erhalten, über die die „Financial Times“ berichtet hatte; auch King selbst war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Großbritannien hat wie jeder andere Mitgliedstaat das Recht, einen EU-Kommissar für die Brüsseler Behörde zu nominieren, solange es zur EU gehört. Allerdings muss der neue Kommissar vom EU-Parlament abgesegnet werden.

Aufgabe in der Klimapolitik?

Doch dort stößt der mögliche Kandidat auf Vorbehalte. „Wir können die gleiche Schummelei machen wie Cameron“, hieß es am Mittwoch in hochrangigen Kreisen der Bürgervertretung. Der britische Premier will den offiziellen Austrittsantrag aus der EU seinem Nachfolger überlassen.

Welche Aufgaben King in Brüssel erhalten könnte, entscheidet Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Als Möglichkeiten wurden die Bereiche Mehrsprachigkeit, Weltraum, Beziehungen zu Afrika oder Bilanzprüfung ins Spiel gebracht. Aus EU-Parlamentskreisen hieß es, dass King auch eine Aufgabe in der EU-Klimapolitik übernehmen könnte. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2016)

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