Trumps Loblied auf Saddam Hussein

Donald Trump.
Donald Trump.(c) REUTERS (JOSHUA ROBERTS)
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Donald Trump, der republikanische Präsidentschaftskandidat, brachte sich neuerlich in die Bredouille.

Wien/Washington. Der Parteitag in Cleveland steht vor der Tür, und die Suche nach einem Vizepräsidentschaftskandidaten und nach finanzkräftigen Sponsoren nimmt allmählich hektische Züge an. Donald Trump steckt eigentlich bis über die Ohren in Wahlkampfvorbereitungen. Doch das Schlamassel, das der republikanische Präsidentschaftskandidat hervorruft, wird immer größer – und obendrein bringt er auch noch das Partei-Establishment gegen sich auf.

Kaum war die Empörung über die unterschwellige antisemitische Kritik an Hillary Clinton halbwegs verebbt, die ihm Vorwürfe von Paul Ryan, dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, eintrug, brachte sich Trump neuerlich in die Bredouille. Die Dämonisierung Saddam Husseins geriet ihm nämlich zum Loblied auf den irakischen Diktator, der kurzen Prozess mit Terroristen gemacht habe. „Er war ein Bösewicht, wirklich böse“, so hob seine Suada bei einer Kundgebung in Raleigh in North Carolina an. Doch in einem habe der Despot vorbildhaft agiert, führte er weiter aus. „Er tötete Terroristen. Er machte das wirklich gut. Er hat ihnen keine Rechtsbelehrung gegeben.“ Heute sei der Irak ein „Harvard für Terrorismus“.

Trump verlor kein Wort über Saddams Giftgasangriff auf die Kurden und keines über Folter und Menschenrechtsverletzungen und offenbarte so erneut seine ambivalente Haltung gegenüber Diktatoren à la Mussolini. In seiner außenpolitischen Analyse lässt der Milliardär mit bemerkenswerten Urteilen aufhorchen, mit Tadel für Angela Merkel und Lob für Wladimir Putin.

In Washingtons Politzirkeln grassiert längst Unbehagen über Trumps außenpolitische Agenda. Paul Ryan rückte die Dimensionen zurecht, indirekt eine Rüge für den republikanischen Kandidaten. Dem Clinton-Lager fiel es leicht, Trump als Risikofaktor zu brandmarken – dabei hatte Trump versucht, seine Rivalin in der E-Mail-Affäre selbst als Gefahr für die USA hinzustellen. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2016)

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