Jüdisch und freiheitlich: Juden in der FPÖ

(c) Mirjam Reither
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David Lasar, Gemeinderat der Strache-Partei in Wien, steht „voll und ganz“ hinter Israel – und hinter Dieter Egger.

Exiljude sei kein Schimpfwort, rechtfertigte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Dienstag im ORF-Sommergespräch den Sager seines Vorarlberger Statthalters Dieter Egger. Es gebe, so Strache, in der FPÖ „viele Juden als Funktionäre, Mitarbeiter und auch Mandatare“, die das genauso sähen und sehr stolz auf ihren jüdischen Glauben seien.

Der prominenteste von ihnen ist David Lasar, FPÖ-Gemeinderat in Wien und Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde. Etliche seiner Verwandten sind im Holocaust umgekommen. Als Wiedergutmachung erhielt sein Großvater nach dem Krieg eine Trafik in der Leopoldstadt, die David Lasar später selbst viele Jahre führte.

Zwischen Strache und Netanjahu

Heute ist der 56-Jährige Vollzeitpolitiker. Sein Vater war schon Bezirksrat, allerdings für die ÖVP. Und Generalsekretär der Likud-Fraktion in der Kultusgemeinde. „Nun sind wir mit Bibi Netanjahu ja wieder in der israelischen Regierung“, schmunzelt Lasar, sichtlich stolz. Die rechte Regierungskoalition in Israel unterstützt der „rechte Bürgerliche“ Lasar „voll und ganz“, auch deren restriktive Haltung in der Palästinenserfrage. Allerdings: „Nicht jeder, der Israel kritisiert, ist automatisch gleich Antisemit.“

Doch wie kommt ein Jude ausgerechnet zur FPÖ? Einer Partei, die einst ehemaligen Nationalsozialisten eine politische Heimat bot. „Die bürgerliche Partei ÖVP hat den bürgerlichen Boden immer mehr verlassen, sie ist, wie die SPÖ, menschenfeindlich geworden, war bald nur noch Lobbyist für die Großindustrie“, meint der Floridsdorfer. Die FPÖ hingegen zeichne sich, gerade unter Heinz-Christian Strache, durch eine große Nähe zum Bürger aus. Ein entscheidender Grund, 1997 der FPÖ beizutreten, sei natürlich auch die Faszination Jörg Haiders gewesen. Zudem habe es in den vergangenen 20 Jahren eine völlig verfehlte Zuwanderungspolitik gegeben. Auch sein Vater habe sich damals der FPÖ zugewandt, erzählt Lasar.

„Sicher nicht antisemitisch“

An Dieter Eggers Ausspruch über den „Exiljuden aus Amerika“ könne er nichts Antisemitisches erkennen, sagt Lasar. „Ich hätte es so nicht gesagt. Es war auch deplatziert. Aber antisemitisch? Nein, das sicher nicht.“ Dennoch verstehe er nicht, dass gerade Egger solches von sich gegeben habe. „Denn wenn jemand ganz sicher kein Antisemit ist, dann Egger.“

Wobei: Eine Erklärung habe er dafür schon, meint Lasar. „In Wien ist der Direktorenposten für das Jüdische Museum ausgeschrieben. Es kann gut sein, dass Herr Loewy sich da eine bessere Startposition sichern wollte“, mutmaßt er. Schließlich habe Hanno Loewy den Konflikt ja auch angefangen, indem er Egger ungebührlich kritisiert und provoziert habe.

Als Straches Feigenblatt, als dessen Vorzeigejude, sieht sich David Lasar „natürlich nicht“, das sei „lächerlich“. Er sei in der FPÖ bisher stets zuvorkommend behandelt worden. Auffallend oft verwendet Lasar das Pronomen „wir“, wenn er von der FPÖ spricht.

IKG-Mitglieder angeworben

Auch Erklärungsbedarf seinen jüdischen Freunden gegenüber oder in Israel habe er „überhaupt nicht“. Kommenden Sonntag sei er etwa zu einer „großen Beschneidung“ in Wien eingeladen. Danach zu einer Promi-Hochzeit in Israel. Außerdem habe er bereits einige IKG-Mitglieder für die FPÖ angeworben.

„Wenn jemand für Wirbel sorgt, dann ist es ja immer Präsident Muzicant“, meint Lasar. „Darunter gibt es eigentlich keine Konflikte zwischen IKG und FPÖ.“ Dass Ariel Muzicant FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels verglichen habe, sei unerhört gewesen. „Gerade Muzicant müsste doch wissen, was Goebbels getan hat.“

Sein größter Wunsch, sagt David Lasar, sei daher „eine Abrüstung der Worte“. Nicht nur, aber vor allem auch aufseiten der Gegner der Strache-FPÖ.

AUF EINEN BLICK

David Lasar (56) ist seit 2005 für die FPÖ im Wiener Landtag.
Er ist Gesundheitssprecher seiner Partei, einer seiner Schwerpunkte ist die Drogenprävention, und er sitzt im Finanzausschuss. Zuvor war Lasar Bezirksrat in Wien-Floridsdorf, seiner politischen Basis. Er führte eine Trafik in der Leopoldstadt und ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2009)

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