Unprätentiöse, umsichtige Gattin: Auch Margit Fischer tritt ab

Wenn Heinz Fischer heute die Präsidentschaft abgibt, geht auch seine Frau, Margit.
Wenn Heinz Fischer heute die Präsidentschaft abgibt, geht auch seine Frau, Margit. (c) APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER
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Die Frau des scheidenden Präsidenten, Heinz Fischer, war nie im Vordergrund, aber immer präsent. Zwölf Jahre lang – eigentlich noch viel länger.

Es kann schon vorkommen, dass Margit Fischer (73) ihren Mann, Heinz, auf offener Bühne so umgehend wie dezent darauf aufmerksam macht, dass er sich jetzt mit einem Namen vertan hat. Woraufhin er, dankbar, korrigiert. Die Episode, die sich kürzlich beim Abschiedsfest für Bundespräsident Heinz Fischer zugetragen hat, illustriert ganz gut, wie viele seine Frau in den vergangenen zwölf Jahren wahrgenommen haben: niemals im Vordergrund, aber deshalb nicht weniger präsent. Und auffällig umsichtig.

Wenn Heinz Fischer (77) am Freitag abtritt, geht auch Margit als erste Frau im Staat. Und auch, wenn sie wiederholt betont hat, dass sie keine First Lady sei („Das ist eine Tradition in angelsächsischen Ländern, die gibt es bei uns nicht“), hat sie das Land zwölf Jahre mitrepräsentiert. In der Hofburg, auf dem Opernball, auf Kuba. Stets in der zweiten Reihe. Aber immer da.

So, wie die Tochter eines jüdischen Wieners und einer Salzburgerin, beide Sozialdemokraten und vor den Nazis nach Schweden geflohen, immer an der Seite ihres Mannes stand. In derselben politischen Bewegung aufgewachsen, sei es fast unmöglich gewesen, Heinz Ende der 1950er, Anfang der 1960er in Wien nicht zu begegnen, schreibt sie in ihrer Biografie „Was wir weitergeben“, 2015 im Brandstätter-Verlag erschienen. „Zu sehr waren unsere Familien und Freundeskreise verwoben, zu ähnlich unsere Interessen.“

Als symbiotisch bezeichnen die seit 1968 verheirateten Fischers denn auch manche. Dass sie meistens händchenhaltend unterwegs sind, verstärkt den Eindruck, liegt aber auch an dem Knöchel, den sich die begeisterte Bergsteigerin vor inzwischen 50 Jahren auf dem Berg verletzt und der sich zuletzt wieder gemeldet hat. „Wenn ich heute mit meinem Mann oft Hand in Hand gehe, dann ist das ein Zeichen der Vertrautheit und Harmonie, aber auch eine Unterstützung im wahrsten Sinn des Wortes“, so Margit Fischer in ihrem Buch.

Gespräche mit Fidel Castro

Nicht nur, aber auch deswegen trägt die unprätentiöse erste Frau im Staat zu ihrem liebsten, weil praktischsten Outfit, dem schwarzen Hosenanzug, immer flache Schuhe. Gastgeberinnen mit ihren Zehn-Zentimeter-Stilettos reiche sie bei Staatsbesuchen bisweilen, natürlich dezent, den Arm, damit sie sich einhängen könnten, erzählte sie einmal. Auf die Reisen habe sie ihren Mann gern begleitet („Nicht zuletzt auch, weil ich spüre, dass es ihm recht ist und vielleicht sogar wichtig, wenn ich mit bin“). Dabei habe sie immer darauf bestanden, das gleiche Dossier über das Gastland zu bekommen wie ihr Mann. Und viele interessante, politische Gespräche geführt: vor der Präsidentenzeit etwa mit dem kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro („Der sich die erste halbe Stunde nur mit mir unterhielt“), später dann mit dem südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela oder dem deutschen Kanzler Willy Brandt.

Kein Manöver à la Hillary

Über Politik zu sprechen sei immer ein wichtiger Teil ihrer Ehe gewesen, erzählte sie einmal. Die Karriere war jedoch, in gegenseitigem Einvernehmen, ihrem Mann vorbehalten. Dass Margit Fischer jetzt à la Hillary Clinton übernimmt – wie Kanzler Christian Kern bei besagtem Abschiedsfest gescherzt hat –, ist nicht besonders wahrscheinlich. Immerhin betonte die heute scheidende erste Frau im Staat stets, sie fühle sich recht wohl in der zweiten Reihe.

Zur Person

Margit Fischer wurde 1943 in Stockholm geboren. Seit 1968 ist sie mit Heinz Fischer verheiratet. Sie haben zwei Kinder.

„Was wir weitergeben“ ist der Titel der Biografie, die 2015 im Brandstätter-Verlag erschienen ist. 224 Seiten, 24,90 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2016)

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