Deutsche-Bank-Ökonom fordert 150 Mrd schwere Bankenhilfe

Der Chefökonom der Deutschen Bank warnt vor unterschätztem Kapitalbedarf italienischer Banken.
Der Chefökonom der Deutschen Bank warnt vor unterschätztem Kapitalbedarf italienischer Banken.APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Mit 150 Milliarden Euro könnten die europäischen Banken rekapitalisiert werden, meint Folkerts-Landau. Faule Kredite in Italien könnten rasch zum Problem werden.

Angesichts der schwierigen Lage vieler Banken vor allem in Italien hat der Chefökonom der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, ein neues milliardenschweres Banken-Rettungsprogramm vorgeschlagen. "Mit 150 Milliarden Euro lassen sich die europäischen Banken rekapitalisieren", sagte er der "Welt am Sonntag". Die gesamte Branche sei derzeit unter einem großen Druck.

Besondere Aufmerksamkeit erfordere aber Italien. Berichte über einen Kapitalbedarf der dortigen Institute von 40 Milliarden Euro seien noch vorsichtig kalkuliert, meinte Folkerts-Landau. Erst am Freitag hatte die italienische Notenbank erklärt, das Land brauche ein öffentliches Sicherheitsnetz, das im Notfall greifen könne.

Seit dem Brexit-Votum in Großbritannien liegt der Fokus auf den angeschlagenen italienischen Banken. Am schlimmsten sieht es derzeit beim Traditionshaus Monte dei Paschi di Siena (MPS) aus, dessen Wert an der Börse zuletzt auf ein Rekordtief gefallen war.

Richtlinie müsse notfalls gebrochen werden

Folkerts-Landau sagte, notfalls müsse für die Bankenrettung sogar ein Bruch der Regeln der neuen EU-Bankenrichtlinie akzeptiert werden. Eigentlich sollen nach den Erfahrungen der schweren Finanzkrise 2008/2009 staatliche Hilfen für angeschlagene Banken erst fließen dürfen, nachdem Aktionäre und private Gläubiger herangezogen wurden.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht faule Kredite in Italien ebenfalls als gravierendes Problem. Nach dem ersten Quartal habe die Notenbank eine Summe von 333 Milliarden Euro genannt. Krämer warnte: "Eine Beteiligung der Investoren nach den reinen Lehren der EU halten wir für ebenso unwahrscheinlich wie breit angelegte Staatshilfen."

(APA/dpa)

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