"Pokemon" auf Smartphone katapultiert Nintendo nach oben

Inside A Pokemon Store
Inside A Pokemon Store Bloomberg
  • Drucken

Nintendo wurde über Nacht umgerechnet gut fünf Milliarden Euro mehr wert. Der Aktienkurs schoss am Montag um fast ein Viertel nach oben.

Der erste Auftritt der "Pokemon" auf dem Smartphone ist ein spektakulärer Erfolg geworden. Nintendo wagt damit schließlich den Sprung ins Geschäft mit Handy-Spielen - stellt aber auch sein bisheriges Erlösmodell in Frage.

Amerika ist im "Pokemon"-Fieber. Ob im New Yorker Central Park oder in den Straßen von San Francisco - überall laufen Leute mit Smartphones in der Hand herum und versuchen, die kleinen Taschen-Monster einzufangen. Der Clou an der App: Die "Pokemon" werden bei eingeschalteter Kamera auf dem Bildschirm in die echte Umgebung eingeblendet.

In den USA wurde "Pokemon Go" nach einem Tag nach Berechnungen von Experten auf etwa jedes 20. Android-Handy geladen. Und im iTunes-Store führt die App die Liste der Kostenlosen Programme vor Snapchat und anderen App-Hits an. Die Entwickler - Nintendos Pokemon Company und die ehemalige Google-Tochter Niantic Labs - wurden von dem Ansturm überrannt. Die weltweite Markteinführung wurde abgebremst, um die Server zu schonen. Bisher ist das Spiel offiziell nur in den USA, Neuseeland und Australien verfügbar.

Sprung auf das Smartphone

Außerhalb der drei Länder kann man das Spiel nur über Tricks laden. Hacker nutzten das bereits, um Schadsoftware, die sich als "Pokemon Go" tarnt, im Netz zu platzieren. Sie könne komplett die Kontrolle über ein Smartphone übernehmen, wie die IT-Sicherheitsfirma Proofpoint warnte.

Die "Pokemon", gestartet vor 20 Jahren, hat sich für Nintendo zu einem Dauerbrenner mit einer weltweiten Gemeinde aus Millionen Fans entwickelt. Wie in den traditionellen Spielen kann man die "Pokemon" mit Namen wie Pikachu, Rattfratz oder Bisasam gegeneinander in Kämpfen antreten lassen. Allein in der App kann man aktuell 96 "Pokemon" einsammeln, insgesamt gibt es hunderte.

Für den Konzern Nintendo ist der Erfolg des Spiels auf dem Handy ein fulminanter Befreiungsschlag. Der Videospiele-Pionier ignorierte lange den Markt der Smartphone-Apps und verkaufte die Games mit seinen beliebten Figuren wie Super Mario, Donkey Kong oder eben die "Pokemon" nur für eigene Spielekonsolen. Die Verkäufe der relativ erfolglos gebliebenen Fernseher-Konsole Wii U und der mobilen 3DS sinken aber. Gleichzeitig verbringen die Leute immer mehr Zeit mit den günstigen bis kostenlosen in Smartphone-Spielen - und die freie Tage am Tag ist auch begrenzt.

Knapp 10 Euro für 1200 Pokemünzen

Branchen-Analysten hatten schon lange darauf gedrängt, Nintendo solle endlich seine Figuren auf Smartphones bringen. Der japanische Traditionskonzern hatte jedoch Angst, damit seine Erlöse aus Spieleverkäufen abzuwürgen. Denn bei Smartphone-Apps hat sich das Modell durchgesetzt, dass die Games sehr günstig oder kostenlos sind - und das Geld wird dann so gut es geht über den Verkauf virtueller Artikel verdient.

Das Geschäftsmodell mit In-App-Käufen klappt so richtig gut nur bei den wenigen Top-Hits. Und während Nintendo sonst gewohnt ist, 30 bis 60 Euro pro Spiel einzunehmen, kostet auch "Pokemon Go" für Android und iOS zunächst einmal nichts. Dafür muss man dann zum Beispiel für einen Sack mit 1200 Pokemünzen - der Währung in der App - 9,99 Euro berappen. Und nützliche Utensilien kosten dann - zum Beispiel 100 Pokebälle zum Fangen der Monster 460 Münzen. Wie ertragreich das sein wird - und wie lange die "Pokemon"-Euphorie bei den Smartphone-Nutzern anhält - muss sich noch zeigen.

Die Anleger, die Nintendos Aktien in den vergangenen Monaten aus Sorge um die Zukunft der mehr als 125 Jahre alten Firma immer tiefer drückten, atmeten aber jetzt schon auf. Der Kurs schoss am Montag um fast ein Viertel hoch. Nintendo war damit auf einen Schlag umgerechnet gut fünf Milliarden Euro mehr wert.

(APA/dpa)

Mehr erfahren

SPAIN-POKEMON-GAME-TECHNOLOGY
International

Nintendo dank "Pokémon Go" jetzt wertvoller als Sony

Der japanische Konzern verdoppelte innerhalb kurzer Zeit seinen Börsenwert und zog sogar am Elektronikkonzern Sony vorbei.
Photo illustration of a 'Pidgey' Pokemon seen on the screen of the Pokemon Go mobile app
Tech

"Pokémon"-Fieber zwingt Nintendo in neue Realität

Der große Erfolg beim ersten Auftritt populärer Nintendo-Figuren auf Smartphones setzt den Traditionskonzern auch unter massiven Zugzwang.
FILES-JAPAN-US-IT-NINTENDO-POKEMON-LIFESTYLE
Tech

Die Welt ist im "Pokémon"-Fieber

Das Smartphone-Spiel "Pokémon Go" ist auf Erfolgskurs. Dafür gibt es mannigfaltige Gründe – für Jung und Alt. Ein Ausflug in eine magische neue Welt, die sich durchaus lohnt.
Symbolbild
Home

"Pokemon Go" nun offiziell in Österreich verfügbar

Wegen des enormen Hypes um das Smartphone-Spiel wurde die Markteinführung zunächst gebremst, um eine Überlastung der Server zu vermeiden.
International

„Pokemon Go“ stärkt Nintendo

Der Börsenwert hat sich in einer Woche fast verdoppelt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.