Milchpreistief: Bauern bekommen Sozialversicherung gestundet

Miniaturkuh versinkt in einem Milchglas niedrige Milchpreise
Miniaturkuh versinkt in einem Milchglas niedrige Milchpreiseimago/Christian Ohde
  • Drucken

Die Sozialversicherungsbeiträge von rund 170 Millionen Euro für ein Quartal müssen bis 2019 zurückgezahlt werden.

Alle land- und forstwirtschaftlichen Betriebe bekommen heuer einen Quartalsbeitrag für die Sozialversicherung ausgesetzt. Grund ist vor allem das herbe Tief beim Erzeugermilchpreis. Den Landwirten werden ihre Verluste nun staatlich abgegolten - allerdings nur vorläufig. Das hat der Ministerrat am Dienstag nach langem, zähem Ringen beschlossen.

Die nötigen Mittel von rund 170 Millionen Euro werden aus Rücklagen der Sozialversicherung bereitgestellt, so der zuständige Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP). Der Ministerrat hatte beschlossen, dass den Bauern die Sozialversicherungsbeiträge für ein Quartal zunächst erlassen werden. Bis 1. Jänner 2019 werden diese aber nachzuzahlen sein, sollte sich der Markt nicht noch nachteiliger entwickeln.

Bis zu einem Drittel weniger Einkommen

Begründet wird die Maßnahme damit, dass die Landwirte Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent erlitten hätten. Dies wird von der Regierung auf fallende Preise, Naturkatastrophen und die Russland-Sanktionen zurückgeführt.

Rupprechter teilte in einer Aussendung weiters mit, dass man "mit dieser Maßnahme unseren bäuerlichen Familienbetrieben schnell und direkt hilft. Durch das mittlerweile vierte Einkommensminus in Folge sind die Bauern in einer sehr schwierigen Lage." Der Beschluss bringe "eine deutliche Entlastung der Betriebe", so Rupprechter. Durch das Aussetzen der SV-Beiträge würden die Bauern in einer "wirtschaftlich schwierigen Zeit finanziellen Spielraum gewinnen".

Aus dem Sozialministerium von Alois Stöger (SPÖ) hieß es zur Stundung der SV-Beiträge, dass ein "Kompromiss für Bauern" erzielt wurde: "Die Landwirte werden in wirtschaftlich angespannten Zeiten unterstützt und zahlen im Gegenzug bis 2019 einen erhöhten Beitrag zurück."

Die Grünen: "Keine Lösung der Milchkrise"

ÖVP-Bauernbund-Präsident Jakob Auer hingegen sprach in einer Aussendung von einem "SV-Storno". Dieses sei "eine effektive und verwaltungstechnisch einfache Maßnahme, um finanzielle Engpässe auf den Bauernhöfen zu entschärfen". Es handle sich um "die einzige Hilfe, die akut und schnell wirkt".

Kritik kam zuletzt etwa von den Grünen - und zwar dahingehend, dass es sich nur um eine "Beruhigungspille" handle, "die die Milchkrise in keinerlei Hinsicht zu lösen vermag". Auch müsse der Rabatt allen Agrariern genehmigt werden, nicht nur den Haltern von Milchkühen, denn sonst wäre der Rabatt gleichheitswidrig - und auch dies sei nicht nachhaltig.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Geld für Milch, die nicht geliefert wird

Die EU hat sich auf neue Förderungen für die Milchbauern geeinigt: Sie erhalten Geld, wenn sie weniger Milch produzieren.
Erster Weideauftrieb
Österreich

Zwölf Millionen Euro für Österreichs Milchbauern

Österreichs Milchbauern erhalten weitere 5,68 Millionen Euro EU-Hilfe. Rupprechter kündigte eine nationale Verdoppelung an.
Miniaturkuh versinkt in einem Milchglas niedrige Milchpreise
Österreich

Milchpreis: "Landwirte stehen mit Rücken zur Wand"

Viele Milchbauern hatten nach dem Ende der Quotenregelung stark investiert. Nun bringt sie der niedrige Milchpreise in Bedrängnis.
Hoffnung schöpfen Milchbauern durch den Absatz ihrer Produkte in Nicht-EU-Ländern.
International

Europas Milchmarkt ertrinkt in eigener Produktion

Der Weltmarkt ist umkämpfter denn je, der Milchpreis auf einem Tiefststand. MIlchbauern in Europa fürchten den Wegfall der EU-Quote.
Milch tropft von Glas
Österreich

Milchpreis in zwei Jahren um 30 Prozent gesunken

Bei konventioneller Milch gibt es einen dramatischen Preisverfall. Im Parlament sucht man heute nach kurz- und langfristigen Lösungen für die österreichischen Bauern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.