Merkel fordert von May Klarheit über Austritt

Britain´s Home Secretary Theresa May, who is due to take over as prime minister on Wednesday, waves as she leaves after a cabinet meeting at number 10 Downing Street, in central London, Britain
Britain´s Home Secretary Theresa May, who is due to take over as prime minister on Wednesday, waves as she leaves after a cabinet meeting at number 10 Downing Street, in central London, Britain(c) REUTERS (PETER NICHOLLS)
  • Drucken

Deutschlands Bundeskanzlerin und die EU-Kommission drängen zu raschen Entscheidungen in London.

London. Theresa May wurde bereits vor ihrem Antritt als britische Premierministerin am heutigen Mittwoch von den EU-Partnern bedrängt. Deutschlands Bundeskanzlerin, Angela Merkel, richtete ihrer künftigen Amtskollegin aus, sie müsse bald Klarheit über den Ablauf des EU-Austritts schaffen. Am Rand eines Treffens mit dem irischen Ministerpräsidenten, Enda Kenny, sagte Merkel: „Die Aufgabe der neuen Premierministerin wird sein, dann auch einmal Klarheit zu gewinnen über die Frage, welches Verhältnis Großbritannien in Zukunft zur Europäischen Union aufbauen möchte.“

Auch die EU-Kommission drängt May. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Er warnte vor einer Phase der Unsicherheit, sollte Großbritannien auf Zeit setzen. May selbst hat sich bisher noch nicht festgelegt, ob sie das EU-Austrittsersuchen noch im Sommer oder erst im Herbst übermitteln werde. Sobald der Austritt nach Artikel 50 des EU-Vertrags offiziell erklärt wird, beginnt eine zweijährige Frist, in der beide Seiten die Entflechtung ihrer komplexen Beziehungen aushandeln müssen.

Finanzminister Hans Jörg Schelling stellte am Rand einer Ratstagung fest, dass London keine Ausnahme von den Grundfreiheiten des Binnenmarkts – also etwa bei der Freizügigkeit von Arbeitnehmern – erwarten dürfe. „Dann wird es kein Kooperationsabkommen im klassischen Sinn geben.“

Kabinettsumbildung in London

In London wurde indessen über eine Kabinettsumbildung spekuliert. Die neue Premierministerin muss jedenfalls ihren eigenen Nachfolger im Innenministerium neu bestellen. Darüber hinaus berichtet der „Guardian“ von einem möglichem Wechsel von Schatzkanzler George Osborne ins Außenministerium. Im Gegenzug könnte der bisherige Außenminister, Philip Hammond, das Finanzministerium übernehmen. Zugleich wurden aus dem Umkreis Mays Forderungen nach raschen Neuwahlen zurückgewiesen. Dies stehe nicht zur Debatte. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (rechts) hat am Mittwoch die neue britische Premierministerin Theresa May empfangen. Die beiden Regierungschefinnen schüttelten sich die Hand und schritten am Kanzleramt in Berlin die militärische Ehrenformation ab.
Europa

May bei Merkel: Pastoren-Töchter sprechen über Brexit

Die britische Premierministerin Theresa May wurde erstmals in Berlin von Angela Merkel empfangen. Hauptthema war der Austritt Großbritanniens aus der EU.
Cameron bei seiner letzten Ansprache vor der Downing Street 10
Europa

Brexit-Bericht wirft Cameron "grobe Fahrlässigkeit" vor

Laut dem Außenausschusses des Londoner Unterhauses hatte der frühere britische Regierungschef keinen Plan B für ein "Ja" der Briten zum Brexit.
Theresa May in Berlin
Europa

May: Brexit-Antrag nicht vor Ende des Jahres

Die neue britische Premierministerin macht in Berlin deutlich, dass die Entscheidung über den britischen EU-Austritt feststehe.
Die Konservativen waren mit dem Auftritt Mays zufrieden.
Außenpolitik

Mays Parlamentsdebüt: "Werden EU-Austritt zu Erfolg machen"

Die britische Premierministerin stellte sich erstmals den Fragen der Abgeordneten im Parlament. In Berlin will sie mit Merkel über den EU-Austritt beraten.
Theresa May
Außenpolitik

Machtpolitikerin May: „Das ist Brutalität“

Mit ihrer Kabinettsumbildung setzt die Premierministerin ein Zeichen, wie sie regieren will: hart, aber keineswegs herzlich.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.