Wenn Papier zum Bildschirm wird „Augmented Reality“ verschmilzt Online- und Printwerbung.
Zwei Figuren, die auf Pferden aus einem Inserat in einer gedruckten Zeitung reiten – bewegt! Mit der Werbeform „Augmented Reality“ (AR), was erweiterte Realität bedeutet, hat eine neue Technologie in der österreichischen Zeitungslandschaft Einzug gehalten. Die „Kleine Zeitung“ hat mit dem Mobilfunkanbieter Telering nun eine AR-Kampagne umgesetzt: Hält man die Printanzeige vor die Webcam, während man auf einer bestimmten Internetseite des Anbieters ist, erscheint in dem virtuellen Spiegelbild des Zeitungsinserats ein Werbespot.
Ganz neu ist das Spiel mit der realen Papier- und der digitalen Videowelt dabei nicht. In den USA wurden bereits Autohersteller, Kinofilme, Musiker mit AR beworben. In Österreich sei es das erste Mal, dass eine Kampagne in dieser Form in einem Printmedium erscheint, sagt Marcus Hantschel von der Werbeagentur „Tunnel23.com“. Den Reiz für die Tageszeitung machte der crossmediale Charakter der Werbeform aus, der „den Bogen von Print über Online spannt“, so Nicola Dietrich von der „Kleinen Zeitung“.
Wie die Leser auf die Kampagne reagieren, die seit vergangener Woche läuft, wisse man noch nicht. Die Inserate hätten „eher einen Neugier schürenden Effekt“, meint Hantschel. Mit begrenzter Zielgruppe, schließlich hat nicht jeder eine Webcam – und ohne die kann man sich das Video nicht ansehen. In ihrem Bekanntenkreis habe sie aber eine Art Propagandaeffekt erlebt, erzählt Dietrich. Wer sich das Video auf der Anzeige angesehen habe, hätte es weitererzählt. „Sie wollten ausprobieren, was sie damit anstellen können“, sagt Dietrich.
Eine Doku zum Text?
Dass man für AR nicht unbedingt einen eigenen Computer braucht, zeigt Spielzeughersteller Lego in einigen Geschäften in den USA: Aus den Legoschachteln wachsen auf einem speziellen Bildschirm fertig zusammengebaute Produkte. Auch Spielkonsolenentwickler setzen auf die neue Technologie.
Die „Währung“ bleibt freilich auch bei dieser neuen Werbeform dieselbe: die Aufmerksamkeit. „Man muss das Format weiterentwickeln“, meint Hantschel. Er kann sich auch eine redaktionelle Nutzung vorstellen: etwa eine Dokumentation, die einen Artikel ergänzt. So könnte sich das interaktive Format zum Standard-Feature entwickeln, glaubt er, „aber das ist eine kühne Prognose“. her