Dramatische Szenen spielten sich in Ankara und Istanbul ab. Mindestens 90 Menschen kamen bei einem Putschversuch des Militärs ums Leben.
30.12.2016 um 13:42
Ein Putschversuch des Militärs hat in der Nacht auf Samstag, den 16. Juli die Türkei erschüttert. Mehr als 260 Menschen, darunter viele Zivilisten, kamen laut dem Chef des Militärs bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Hauptstadt Ankara und der Metropole Istanbul ums Leben. Mehr als 1150 Personen sollen verletzt worden sein.
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Nach der Niederschlagung sind Regierungskreisen zufolge inzwischen fast 1600 mutmaßliche Beteiligte aus den Reihen der Streitkräfte festgenommen worden. Fünf Generäle und 29 Oberste seien ihrer Posten enthoben worden.
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Dramatische Szenen haben sich in beiden Städten abgespielt, Panzer waren aufgefahren, unter anderem an der berühmten Bosporus-Brücke, die in Istanbul Asien und Europa verbindet. In beiden Städten waren immer wieder Schüsse zu hören.
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Fernsehsender und Fotografen zeigten in Ankara zahlreiche Menschen, die sich auf den Straßen um Verletzte kümmerten, die am Boden lagen.
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Viele wurden auf türkische Flaggen gebettet oder damit zugedeckt. In der Nähe des Armeehauptquartiers fuhren zahlreiche Krankenwagen mit Blaulicht auf, wie auf Fotos zu sehen war.
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Auf dem berühmten Taksim-Platz in Istanbul liefen Dutzende Leute in Panik davon, als Kampfjets im Tiefflug über den Platz jagten.
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Einige warfen sich sofort auf den Boden, andere suchten hinter Autos und Lastwagen Schutz.
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Der Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt und bei Protesten immer wieder ein wichtiger Versammlungsplatz.
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An mehreren Orten strömten aufgebrachte Menschen zusammen, kletterten auf die Panzer und konfrontierten Soldaten, wie Bilder von Fernsehsendern zeigten.
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Beim Flughafen Istanbul hindert ein Demonstrant einen Panzer an der Weiterfahrt.
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An der Bosporus-Brücke ergaben sich mehrere Soldaten. Nahe dem Taksim-Platz führten Polizisten Soldaten in Handschellen ab.
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Auch dies war zu sehen: Menschen, die vor verlassenen Panzern Selfies schossen.
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Präsident Recep Tayyip Erdogan, der seine Anhänger zum Widerstand aufgerufen hatte, traf in Istanbul ein und gab sich siegessicher. In Ankara wurde auch in der Früh noch gekämpft.
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Erdogan hatte sich zum Zeitpunkt des Putsches im Badeort Marmaris an der Mittelmeerküste befunden. Nachdem die Armee am Abend in der Hauptstadt die Übernahme der Macht verkündet hatte, wandte er sich über ein im Fernsehen ausgestrahltes Videotelefonat an die Bürger.
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Erdogan rief die Türken auf, die Ausgangssperre zu missachten und zu demonstrieren. Tausende Menschen folgten dem Aufruf.
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Auch in Wien demonstrierten in der Nacht um die 4000 Erdogan-Anhänger. Sie zogen von der türkischen Botschaft über den Ring zum Stephansplatz. Auch in Vorarlberg kam es zu Protesten. Nach dem Putschversuch haben sich etwa 500 bis 600 Demonstranten vor dem türkischen Generalkonsulat in Wolfurt (Bez. Bregenz) versammelt.
Die Presse
Der Präsident wurde in der Nacht am Istanbuler Flughafen von jubelnden Anhängern empfangen. Er kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Aufständischen an. Er wolle die Armee "säubern".
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Erdogan machte die Bewegung seines Intimfeindes Fethullah Gülen für den Putsch verantwortlich, die sich jedoch umgehend vom Aufstand distanzierte. Der Präsident wirft seinem einstigen Verbündeten vor, Parallelstrukturen im Staat errichten zu wollen und seinen Sturz zu betreiben.
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Die Putschisten erklärten unterdessen, dass sie weiter "entschlossen" kämpfen wollen. Sie riefen die Bevölkerung in einem E-Mail auf, zu ihrer eigenen Sicherheit in Räumen zu bleiben.
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Bei Luftangriffen der Putschisten auf das Parlament in Ankara ist das Gebäude der türkischen Nationalversammlung stark beschädigt worden. Auf Fernsehbildern waren am Samstagmorgen Trümmer, zerborstene Scheiben und gravierende Schäden am Mauerwerk zu sehen.
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Türkische Sicherheitskräfte hatten den von Putschisten festgehaltenen Armeechef Hulusi Akar (links) am Morgen befreit. General Akar sei an einen sicheren Ort gebracht worden, hieß es.
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Während des Putsches war auch der Flugverkehr in Istanbul zum Erliegen gekommen. Mehrere Fluggesellschaften strichen ihre Türkei-Verbindungen. Das Außenministerium rief die Österreicher in der Türkei auf, angesichts des Militärputsches "an einem sicheren Ort" zu bleiben.
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EU-Kommissionspräsident Donald Tusk hat sich besorgt über den Putschversuch in der Türkei und die Konsequenzen geäußert.
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"Die Lage scheint unter Kontrolle, aber die Situation ist weit von einer Stabilisierung entfernt", sagte Tusk zum Abschluss des Asien-Europa-Gipfels (ASEM) in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator.
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Das türkische Militär hat in der Vergangenheit bereits mehrfach die Macht an sich gerissen, um die säkularen Grundlagen des Staates zu verteidigen.
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Erdogan wurde 2003 Ministerpräsident und ist seit 2014 Staatsoberhaupt der Türkei. Er strebt eine größere Machtfülle für das Präsidentenamt an.
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Menschen gegen Panzer: Bilder des Putschversuchs
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