Der deutsche Verfassungsschutzpräsident Maßen sieht Hinweise, dass der Jugendliche sich unter falscher Identität gemeldet hat. Innenminister de Maiziere widerspricht.
Es fehlt an Begrifflichkeiten. Die deutsche Politik versucht die Attacken in einem Zug bei Würzburg richtig einzuordnen. Bei dem Attentäter handelt es sich nach Angaben des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere um einen Einzeltäter, der sich durch die Propaganda der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) "angestachelt gefühlt hat". Das Bekennervideo enthalte keine Hinweise auf eine Anordnung des IS, sagte de Maiziere am Mittwoch in Berlin. "Es ist vielleicht auch ein Fall, der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt", sagte der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere weiter. Er sprach von einem "brutalen Akt wahlloser Gewalt".
Der Präsident des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, hat Zweifel an der bisher vermuteten Herkunft des Axt-Attentäters von Würzburg. Es sprächen gute Gründe dafür, dass er sich unter einer anderen Identität gemeldet habe, sagte Maaßen am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Dies sei allerdings verbreitet und spreche nicht unbedingt für einen terroristischen Hintergrund.
Maiziere sieht bisher keinen Anlass, an der afghanischen Nationalität des Attentäters von Würzburg zu zweifeln. Gegen die Annahme, dass es sich um einen Pakistaner handle, spreche der Hinweis, dass möglicherweise auslösendes Motiv für den Angriff am Montagabend auf Reisende der Tod eines Freundes in Afghanistan gewesen sein solle.
Pakistanische Aussprache?
Zuvor hatte das ZDF bereits berichtet, dass die Ermittler an der von dem Jugendlichen angegebenen Herkunft aus Afghanistan zweifelten. In seinem Zimmer sei ein pakistanisches Dokument gefunden worden. Der Sender berichtete zudem unter Berufung auf Sprachexperten, dass der 17-Jährige in einem mutmaßlichen Bekennervideo die Sprache Paschtu mit eindeutig pakistanischer Aussprache spreche.
Der allein als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommene 17-Jährige hatte am Montagabend Fahrgäste in einem Regionalexpress bei Würzburg mit einer Axt angegriffen. Im Zug und auf der Flucht verletzte er insgesamt fünf Menschen schwer. Er wurde von Polizisten erschossen, als er die Beamten angriff. Die Ermittlungsbehörden gehen von einem islamistischen Hintergrund aus. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) beanspruchte den Anschlag für sich.
"Nicht jeder Flüchtling ein Terrorist"
Maaßen warnte vor einem Generalverdacht gegen Flüchtlinge. Der IS wolle mit derartigen Taten Schrecken und Angst verbreiten, sagte Maaßen. Die Menschen sollten glauben, "jeder Flüchtling könnte ein Terrorist sein, und jeder Mensch mit dunkler Hautfarbe könnte eine Axt oder ein Messer dabei haben". Dem müsse man sich entgegenstellen.
"Es ist nicht so, dass jeder Flüchtling ein Terrorist sein kann", sagte Maaßen. Es seien nur wenige Menschen eingeschleust worden, und es hätten sich auch nur wenige radikalisiert.
Diskussion um "Zug-Marshals"
Die Polizei- und Eisenbahngewerkschaft fordern nach der Axt-Attacke in Deutschland mehr Anstrengungen für die Sicherheit von Fahrgästen. "Die Bahn muss in diesen Bereich investieren", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der "Neuen Westfälischen" (Mittwoch-Ausgabe).
Er sprach sich für einen Ausbau der Videoüberwachung in Bahnhöfen und Zügen aus und eine bessere Ausbildung des Zugpersonals. Auch "Train Marshals" - analog zu den "Sky Marshals" in Flugzeugen - seien eine Option.
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(APA/AFP)