Die britische Premierministerin stellte sich erstmals den Fragen der Abgeordneten im Parlament. In Berlin will sie mit Merkel über den EU-Austritt beraten.
Es war ein Debüt für Theresa May: Eine Woche, nachdem sie die Nachfolge David Camerons angetreten hat, musste sich die britische Premierministerin ihrer ersten Fragestunde im Parlament stellen. Sie erntete großen Applaus von den Konservativen während sie die Abgeordneten des House of Commons eine halbe Stunde lang in die Mängel nahmen. Die Fragestunden gelten als Barometer für den Erfolg der Arbeit der Regierungschefs - angeblich bereiten sie sich stundenlang darauf vor.
May zeigte sich zuversichtlich, was die Zukunft ihres Landes außerhalb der EU betrifft. "Dieses Land wird aus dem Brexit einen Erfolg machen, weil wir draußen in der Welt sein werden", sagte sie. Großbritannien sei ein nach außen gerichtetes Land mit Chancen rund um den Globus.
May bekräftigte zudem ihre Absicht, die Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU für Großbritannien zu beenden. Die britischen Wähler hätten bei dem Referendum über einen EU-Austritt eine "sehr klare Botschaft ausgesandt", dass sie die Einwandererzahlen aus der EU kontrollieren wollten. "Das Volk will die Kontrolle über die freie Einwanderung aus der EU, und genau das werden wird in den Verhandlungen mit der EU sicherstellen", sagte May.
Seitenhiebe auf Labour
In der Vergangenheit hatte sie allerdings auch betont, dass sie der britischen Wirtschaft den Zugang zum EU-Binnenmarkt auch nach einem EU-Austritt erhalten will. Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer ist jedoch eine der vier Grundvoraussetzungen für die Teilnahme am Binnenmarkt und dürfte deshalb einer der Hauptstreitpunkte werden.
Merkel hatte nach dem Referendum "Rosinenpickerei" der Briten in den Verhandlungen mit der EU ausgeschlossen. Ihr Sprecher Steffen Seibert sagte, es werde bei den Treffen zwischen May und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch in Berlin auch keine Vorverhandlungen geben, bevor die Briten den offiziellen Antrag zum Austritt nach Artikel 50 des EU-Vertrages gestellt hätten. Der britische Brexit-Minister David Davis hatte dagegen dafür geworben, zunächst mit den Regierungen in Berlin und Paris über die Modalitäten zu sprechen.
Zudem ließ sich die frisch gebackene Premierministerin in der Fragestunde nicht nehmen, auf die Streitereien in der Labour Party hinzuweisen. "In den Jahren in diesem Haus habe ich Labour die Konservativen oft fragen hören, was sie für Frauen tun. Also, sie machen uns immer wieder zu Premierministerinnen!", sagte May und fügte hinzu. "Die Labour Partei wird wohl mehrere Monate damit verbringen, sich auseinander zu streiten. Die Konservative Partei wird diese Monate nutzen, um das Land wieder zusammenzuführen."
(APA/dpa)