Putschisten wollten Erdogan offenbar PKK-Gespräche vorwerfen

Erdogan hatte 2009 Geheimgespräche mit der PKK aufgenommen.
Erdogan hatte 2009 Geheimgespräche mit der PKK aufgenommen.REUTERS
  • Drucken

Nach einem erfolgreichen Putsch wollten Erdogan-Gegner den Präsidenten offenbar wegen der Friedensbemühungen mit den Kurden anklagen.

Die Putschisten in der Türkei wollten Präsident Recep Tayyip Erdogan nach Angaben aus Regierungskreisen anscheinend wegen Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK anklagen. Eine entsprechende Akte - vermutlich zur Nutzung nach einem Putscherfolg - sei im Büro eines festgenommenen Richters gefunden worden, hieß es am Mittwoch aus Regierungskreisen.

Erdogan, dem im Mai abgetretenen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu und dem Chef des Geheimdienstes MIT, Hakan Fidan, werde darin "Unterstützung einer terroristischen Organisation zwischen 2009 und 2015" vorgeworfen.

2009 hatte die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan und seines damaligen Außenministers Davutoglu in Oslo Geheimgespräche mit der PKK aufgenommen. 2015 brach der Friedensprozess mit der PKK zusammen.

Im Jahr 2012 hatten Staatsanwälte versucht, MIT-Chef Fidan festzunehmen, der die Gespräche geführt hatte. Die Regierung machte später Anhänger des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen für diesen Festnahmeversuch verantwortlich. Vermutet wird, dass Erdogans Friedensbemühungen mit der PKK zum Zerwürfnis mit Gülen beitrugen. Erdogan macht Gülen für den Putschversuch vom Freitagabend verantwortlich.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Grenzzaun zwischen Bulgarien und Türkei.
Außenpolitik

Bulgarien befürchtet nach Türkei-Putsch massive Flüchtlingswelle

Es werden nichts Gutes auf Bulgarien zukommen, sagt der Regierungschef. Die Türkei werde die Millionen Flüchtlinge im Land bald nicht mehr verpflegen können.
Themenbild
Außenpolitik

„Der Türkei steht eine Zeit des Chaos bevor“

Der Historiker Norman Stone verließ kurz vor der Ausreisesperre die Türkei. Er warnt vor der Instabilität des Systems Erdoğan und den Folgen für die Gesellschaft.
A young girl wears a head scarf depicting Turkish President Tayyip Erdogan during a pro-government demonstration in Ankara, Turkey
Außenpolitik

Abschied von Europa

Mit immer neuen Repressionen stößt Erdoğan die EU-Partner vor den Kopf. Österreich berief den türkischen Botschafter ein.
Ein Flüchtlingslager in der Türkei.
Außenpolitik

Ist die Türkei noch ein sicheres Drittland?

Die Verhängung des Ausnahmezustands ist kein Grund, den Flüchtlingspakt mit Ankara zu suspendieren. Doch die zugesagte Visumfreiheit wackelt.
Turkish President Tayyip Erdogan speaks during a news conference at the Presidential Palace in Ankara
Leitartikel

Der heuchlerische Kampf des einstigen Hoffnungsträgers Erdoğan

Die AKP-Regierung bemüht als Rechtfertigung für ihre rigiden Kollektivmaßnahmen das Feindbild Gülen. Dabei hat sie selbst diese Gruppe groß gemacht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.