Tofu statt Vitello tonnato: Turin will mehr Vegetarier

Die Turiner Bürgermeisterin gewann überraschend die Regionalwahlen.
Die Turiner Bürgermeisterin gewann überraschend die Regionalwahlen.APA/AFP/MARCO BERTORELLO
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Die Turiner Bürgermeisterin will vegetarische und vegane Kost bewerben. Bei den Piemonter Fleischliebhabern macht sie sich damit nicht beliebt.

Turins neue Bürgermeisterin legt sich mit Fleischliebhabern der Stadt im Nordwesten Italiens an: Chiara Appendino von der Fünf Sterne Bewegung kündigte an, die Verbreitung vegetarischer und veganer Küche zu einer ihrer Hauptprioritäten für die nächste Amtszeit zu machen, berichtet der "Guardian". Das Vorhaben ist praktisch eine Kampfansage an die berühmte Küche der Region Piemont: Von Vitello tonnato bis hin zu Brasato al Barolo, dem örtlichen Rinderbraten, ist die Region nicht nur für ihren Wein, sondern auch für ihr Essen bekannt.

Die Unterstützung einer fleisch- und milchlosen Kost sei wesentlich für den Umweltschutz, die Gesundheit und das Wohlergehen von Tieren, heißt es in dem 62-starken Parteiprogramm der euroskeptischen Bewegung des italienischen Komikers Beppe Grillo. Offenbar will die Stadtregierung künftig in Schulen Erziehungsprojekte zu artgerechter Tierhaltung und Ernährung abhalten.

Ende Juni hatte die 32-jährige Appendino das sozialdemokratische Schwergewicht Piero Fassino bei den Regionalwahlen ausgestochen und läutete damit in der Fiat-Heimatstadt eine neue politische Ära ein. Fünf Sterne verlangt unter anderem mehr Unterstützung für
Arme, härtere Strafen bei Steuerhinterziehung, niedrigere
Steuern für kleine Firmen sowie das Schließen oder Privatisieren von Staatsunternehmen.

Kritik in sozialen Medien

Appendinos Kollege, der zweite Parlamentspräsident Luigi di Maio, hatte zu seinem 30. Geburtstag mit einer veganen Torte bereits vorgelegt. Doch der Turiner Vorschlag wurde in Sozialen Medien durchaus zynisch kommentiert. "Wer den Anordnungen der Bürgermeisterin in Turin nicht folgt, muss ohne Abendessen zu Bett gehen", kritisierte ein User den Vorschlag als bevormundend.

Stefania Giannuzzi, selbst seit 20 Jahren Vegetarierin und seit kurzem im Regierungsteams Appendinos, versuchte zu beschwichtigen: Fünf Sterne wolle die Fleischproduzenten in Piemont nicht beleidigen. "Wir wollen die kleinen Geschäfte nicht schließen oder die Menschen ruinieren, die seit Jahren gearbeitete haben, um das kulinarische Erbe in Piemont weiterzuentwickeln."

>>> Bericht im Guardian.

(maka)

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