Dass die Beschleunigung unserer Zeit Fluch und Segen zugleich ist, hat nicht zuletzt gezeigt, wie sich Informationen via Social Media zum Münchner Amoklauf verbreitet haben.
Einerseits nutzte die Polizei Kanäle wie Facebook und Twitter, um den Einsatz zu koordinieren. So wurde etwa die Bevölkerung in mehreren Sprachen gebeten, zu Hause zu bleiben, Ruhe zu bewahren. Andererseits bekamen die Einsatzkräfte über diese Kanäle ebenfalls viele Hinweise – auch falsche. So kursierte etwa die Information, dass es mehrere Täter und Schüsse an unterschiedlichen Orten gegeben haben soll. Nach Überprüfung stellten sich viele dieser Meldungen und Bilder als falsch, sogar als Fälschung heraus, die zum Teil durch Spekulation und Hass genährt wurden. Dass Polizeieinsätze in Echtzeit für jeden verfolgbar sind, hat noch einen Nachteil: Es verrät dem Täter viel über die Strategie der Polizei, der seine dann daran anpassen kann.
Schnelle Information ist in manchen Fällen wichtig, aber eben nicht immer richtig. Um aus dieser Fülle eine gesicherte, qualitativ hochwertige und verantwortungsvolle Berichterstattung destillieren zu können, braucht es eines: Zeit. ath
(Print-Ausgabe, 24.07.2016)