Welche Nadel liefert die besten Bits?

Plattenspieler, die über USB High-Res- Daten liefern, sollen den vollen Reiz des Vinyls in die digitale Welt übertragen.
Plattenspieler, die über USB High-Res- Daten liefern, sollen den vollen Reiz des Vinyls in die digitale Welt übertragen.Sony
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Im Zuge des Vinylbooms wird auch die Digitalisierung von Schallplatten ein Thema. Hohe Bitraten versprechen mehr Nähe zum Original, sind aber nicht unbedingt entscheidend.

Auch wenn Sony es gern so sieht, der HX500 ist nicht der erste respektable Plattenspieler mit USB-Ausgang. Wo er tatsächlich Vorreiter ist, ist die Bitrate: Statt mit üblicher CD-Auflösung (44kHz) digitalisiert er in High-Res bis zu 192 kHz oder dem SACD-Format DSD. Um zu testen, was das bringt, haben wir den knapp 500 Euro teueren Sony gegen den etwas günstigeren Pro-ject Debut III Record Master und den Teac TN570 antreten lassen, der mit knapp über 1000 Euro schon in der audiophilen Liga spielen will.

Zuerst der Klang an sich: Angesichts des einfachen Aufbaus ist die Leistung des HX500 überraschend gut – klare Mitten, durchaus vorhandener Bass und insgesamt ein Eindruck, der am besten mit sauber beschrieben wird. Was eventuell fehlt, zeigt der Pro-Ject, der noch etwas transparenter und lebendiger aufspielt. Dass auch der Pro-Ject für anspruchsvolle Klientel noch im „Einsteigersegment“ angesiedelt ist, zeigt sich vor allem im zwar tiefen, aber etwas schlanken Bass. Hier setzt der Teac eins drauf und liefert die dynamischste Vorstellung des Trios. Tendenziell ist er eher Partykracher als Feingeist, kämpft aber bei großer Lautstärke mit Gehäuseresonanzen.

Diese Grundcharakteristiken bleiben bei der Digitalisierung erhalten, merkbare Einbußen gibt es keine. Beim Sony, der die Wahl bietet, ist zwischen 44 Hz und 192 kHz PCM ein feiner, aber hörbarer Qualitätssprung auszumachen. Ob DSD noch besser ist, ist Glaubensfrage und Geschmackssache. Gefühlsmäßig sind die DSD-Aufnahmen weicher, aber weniger detailreich.

Obwohl nur mit 44 kHz möglich, können sich die Aufnahmen der Konkurrenten behaupten und behalten ihre jeweiligen Vorteile bei – wobei klangliche Wertungen immer subjektiv sind. Erwähnenswert ist, dass der HX 500 – vielleicht wegen des mit drei Gramm relativ hohen Auflagedrucks – kleine Knackser besser ausbügelt und das Ergebnis so makelloser als bei der Konkurrenz wirkt. So gesehen holt Sony in der Digitalwertung etwas auf.


Software fast schon zu simpel.
Nun zur Aufnahmesoftware: Bei Pro-ject und Teac kam die bewährte Freeware Audacity zum Einsatz. Für den Sony muss man ein hauseigenes Programm herunterladen. Es ist erfolgreich auf Einfachheit getrimmt, was grundsätzlich positiv ist, leistet sich aber auch Schnitzer: Das gesamte Projekt inklusive des aufwendigen Trennens und Benennens der Titel muss in einem Arbeitsgang durchgeführt werden. Nach dem Abspeichern, das nur im WAV-Format möglich ist, geht nichts mehr. Und bei aller Einfachheit wäre eine Pegelaussteuerung Pflicht – Nutzer, die auf Feinheiten wie DSD versus PCM Wert legen, wollen auch optimale Dynamik, zumal laute Singles den vorgegebenen Umfang sprengen.

Die Software spiegelt den Widerspruch des HX500 wider, der laut Marketing höchste Sphären avisiert, letztlich aber „nur“ eine solide Lösung für anspruchsvolle Einsteiger darstellt. Orientiert man seine Erwartungen am Preis statt an der Werbung, so wird man mit dem Sony zufrieden sein. Als Alternative bietet sich vor allem der Pro-Ject an. Beim Teac TN 570 müssen seine schicke Marmor-Optik und der vorhandene optische Digitalausgang (der im Gegensatz zu USB sogar High-Res-fähig ist) helfen, den doppelt so hohen Preis zu rechtfertigen. Interessanteste Variante dürfte der demnächst für 600 Euro erhältliche Pro-Ject Record Master HiRes sein, ein Upgrade mit besseren Komponenten und High-Res-Ausgabe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2016)

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