Die amerikanische Umweltbehörde dürfte dem Autokonzern die Reparatur manipulierter Fahrzeuge genehmigen. Dies könnte die Kosten einer kürzlich erzielten Einigung im Volumen von 15 Mrd. Dollar senken.
Wolfsburg. Vorsichtiges Aufatmen nach dem Abgasskandal in Wolfsburg: Der deutsche Autobauer Volkswagen könnte sich in den USA möglicherweise Milliardenkosten ersparen. Die kalifornische Umweltbehörde CARB deutete an, die Reparatur von fast 600.000 betroffenen Dieselautos mit Zwei- und Drei-Liter-Motoren zu genehmigen. „Wir wollen, dass Volkswagen die Autos reparieren und weiterverkaufen kann. Langfristig gesehen glauben wir, dass das effizienter ist“, sagte Behördenchefin Mary Nichols dem „Handelsblatt“.
Im Juni wurde bekannt, dass Volkswagen in den USA kräftig zur Kasse gebeten wird. Für den Rückkauf von einer halben Million manipulierter Dieselautos mit Zwei-Liter-Motoren sind gut zehn Mrd. Dollar vorgesehen, weitere fünf Mrd. Dollar soll Volkswagen in zwei Umweltfonds einzahlen. Das Bezirksgericht in San Francisco will am heutigen Dienstag darüber entscheiden, ob es den sogenannten Dieselgate-Vergleich vorläufig annimmt. In Summe geht es für Volkswagen um immerhin 15 Mrd. Dollar. Eine Reparatur der Fahrzeuge wäre für das Unternehmen günstiger als ein Rückkauf.
Auf die Aussagen der kalifornischen Umweltbehörde reagierte Volkswagen erleichtert: „Wir wissen das konstruktive Zusammenwirken mit den US-Behörden zu schätzen“, sagte ein Sprecher. Der Konzern arbeite mit Hochdruck an einer technischen Lösung zur Umrüstung der betroffenen Autos. „Gemeinsam mit den Behörden sehen wir uns auf einem guten Weg.“
EU stellt sich vor Verbraucher
Autos mit einem Zwei-Liter-Motor könnten nach Einschätzung der Behörde so repariert werden, dass die Emissionen um 80 bis 90 Prozent reduziert werden. „Das sind nicht ganz 100 Prozent, aber dafür gibt es ja einen Fonds, der die Emissionen kompensiert, und zwar vergangene und künftige“, sagte Nichols. Bei Autos mit Drei-Liter-Motoren hatte die kalifornische Umweltbehörde Mitte Juli einen Reparaturplan von Volkswagen abgelehnt, sieht aber dennoch gute Chancen auf eine Einigung.
In Europa könnten dagegen neue Kosten auf VW zukommen. Die Europäische Kommission will Verbraucherschützern im Streit um Entschädigungen für Volkswagen-Kunden nämlich den Rücken stärken. Man arbeite mit Verbraucherbehörden zusammen, um sicherzustellen, dass die Konsumenten in der EU fair behandelt würden, teilte EU-Justizkommissarin Věra Jourová mit.
Volkswagen hat in der Vergangenheit illegale Software eingesetzt, die erkennt, ob ein Wagen auf dem Prüfstand steht. Nur dann wurden Abgasgrenzwerte eingehalten. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2016)