Cory Bookers Parteitagsrede hallte wie ein Echo Barack Obamas wider.
Auf Parteitage in den USA, die nur alle vier Jahre stattfinden, und auf ihre Redner fällt stets ein besonderes Scheinwerferlicht. Wer bei der Parade der Altstars und Zukunftshoffnungen auf der Bühne eine gute Figur abgibt, hat alle Chancen, zur Galionsfigur seiner Partei zu avancieren.
So erging es Barack Obama 2004 in Boston, als der weithin unbekannte Newcomer aus Chicago mit einer Rede, in der er die Einheit der Nation beschwor, die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit erregte. Wie ein Echo hallte die Vision eines besseren Amerikas nun auch in Philadelphia wider, und wieder war es ein junger afroamerikanischer Senator, der das Publikum mit brillanter Rhetorik und einem optimistischen Grundtenor in seinen Bann zog: Cory Booker, der 47-jährige Senator aus New Jersey.
Der Glatzkopf mit der Statur eines breitschultrigen Footballstars hatte es in die Endauswahl der Vizepräsidentschaftskandidaten Hillary Clintons gebracht. In Philadelphia attackierte er Donald Trumps Untergangsszenario. „Liebe triumphiert über Hass“, trommelte er das insgeheime Parteitagsmotto.
Der Sohn zweier IBM-Manager, Absolvent der Elite-Unis Stanford, Oxford und Yale, zog es nach dem Studium vor, sich in der Lokalpolitik der Problemstadt Newark zu engagieren, statt an die Wall Street zu gehen. Einige Jahre lebte er sogar aus freien Stücken in einem Sozialbau, und als Bürgermeister stieg er zum selbst stilisierten Superhelden auf, der seine Wohltaten via Twitter in die Welt hinausposaunte – und sich von einem Team von Dokumentarfilmern begleiten ließ, das später für den Oscar nominiert wurde. Einmal kam er unaufgefordert zum Schneeschaufeln vorbei, einmal rettete er eine Nachbarin aus ihrem brennenden Haus.
Booker pflegt beste Beziehungen zur Wall Street und zum republikanischen Gouverneur Chris Christie, er machte sich als Stammgast in den Sonntagstalkshows einen Namen und entlockte Facebook-Chef Mark Zuckerberg eine 100-Millionen-Dollar-Spende für Newarks marode Schulen. Angetrieben von unbändiger Ambition könnte er dereinst als Hauptdarsteller auf einem Parteitag auftauchen – als Präsidentschaftskandidat wie Barack Obama. [ Reuters ]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2016)