"Pro:Woman": KZ-Vergleich empört Frauenministerin

Ambulatorium am Fleischmarkt
(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Abtreibungsklinik am Fleischmarkt löst eine heftige Debatte aus. Frauenministerin Heinisch-Hosek überlegt rechtliche Schritte, weil Gegner die Klinik mit Konzentrationslagern verglichen haben.

Die Feier zum 30-jährigen Bestehen des Ambulatoriums "Pro:Woman" am Wiener Fleischmarkt, die heute Abend im Wiener Rathauskeller stattfinden soll, löst eine heftige Diskussion um die Fristenlösung und Schutzzonen vor derartigen Kliniken aus. In der Einrichtung werden unter anderem Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt.

Gegner haben unter dem Motto "Nein zur Ehrung der Abtreibungsklinik" zu einer Kundgebung vor das Rathaus geladen. Widerstände gegen den Empfang kommen vor allem von katholischer Seite. Die "Jugend für das Leben" hat angekündigt, gegen die "öffentliche Huldigung der Todeskultur" zu demonstrieren. Die Grünen haben zu einer Gegendemonstration unter dem Motto "Abtreibung ist Frauenrecht" aufgerufen. Man wolle "ein klares Zeichen gegen die Kriminalisierung von Frauen" setzen.

Frauenministerin bekommt Fax mit KZ-Vergleich

Die Diskussion um den Empfang zieht unterdessen immer weitere Kreise. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) will nun rechtliche Schritte gegen "möglicherweise strafrechtlich relevante Methoden" von Abtreibungsgegnern prüfen lassen. In einem Fax an die Ministerin seien die gynäkologischen Ambulatorien als Massenvernichtungsstätten bezeichnet und mit Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg verglichen worden, so ihre Begründung.

"Das ist ein Skandal und die Umkehrung historischer Tatsachen", zeigte sich die Ministerin "empört über die menschenverachtenden Methoden". Jene, die das Recht der Frauen auf ihren eigenen Körper verteidigten, mit den Schergen des nationalsozialistischen Regimes zu vergleichen, sei ein massiver Angriff auf die Demokratie.

Frauenberger dankt "Pro:Woman"

Kardinal Christoph Schönborn hat den Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bereits vergangene Woche in einem Brief auf, die Feier abzusagen. Die Stadt Wien lehnte dies ab.

Die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sprach in einer Aussendung den Mitarbeitern von "Pro:Woman" ihren Dank für "30 Jahre kompetente Beratung" aus. Von der aktuellen Debatte über die Fristenregelung hält sie wenig: Ihr falle auf, "dass es vor allem Männer sind, die sich zu Wort melden, um die Fristenregelung und die Entscheidungsfreiheit der Frau in Frage zu stellen".

Wie die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner fordert sie eine bundesweite Schutzzonenregelung für Abtreibungskliniken. Schwentner spricht von "Psychoterror" durch "militante AbtreibungsgegnerInnen". Grüne wie rote Politikerinnen wollen, dass die Kosten für Schwangerschaftsabbrüche künftig von Krankenkassen übernommen werden und diese in allen öffentlichen Spitälern möglich sind.

Graf: Empfang "geschmacklos"

Auf die Seite der Abtreibungsgegner stellt sich der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ). Er nannte es "geschmacklos", "auf Abtreibungen anzustoßen". Dass die verpflichtende Beratung in einer Abtreibungsklinik objektiv sei, könne er sich "nur schwer vorstellen", "zumal hier ja auch wirtschaftliche Interessen dahinter stehen". Er fordert, dass die Frauen über alle Möglichkeiten und Probleme informiert werden, von Adoption bis "Post-Abortion-Syndrom".

(APA/Red.)


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